GÖTZ ALY (BERLIN): GESCHICHTSVERRÜCKT. DIE DEUTSCHEN – EIN VOLK OHNE MITTE

Ringvorlesung am 16. November 2021 | 18:30 Uhr | Technische Universität Berlin (Straße des 17. Juni 135, Hörsaal 111 (Erdgeschoss)

Die Zerrissenheit des Landes in Karolinger und Ostelbier, in Bayern und Preußen, in Protestanten und Katholiken, in Sozialdemokraten und Bismarckjaner, die Spaltungen im Dreißigjährigen Krieg, während der napoleonischen Besatzung und schließlich im Kalten Krieg kennzeichnen die deutsche Geschichte. Seit dem beginnenden 19. Jahrhundert wurde immer wieder versucht, die inneren Gegensätze zu überwinden: Das geschah auf demokratisch-nationalistischen, staatlich-autoritären und identitär-nationalsozialistischen Wegen.
In unterschiedlichem Maß mündeten die Einigungsbewegungen stets in kriegerische Aktionen und in massive Aggressionen gegen angeblich Fremde. Das kollektivistisch auf innere Harmonie gerichtete Staatsziel namens Einheit führte zur Verachtung liberalen und weltoffenen Denkens: Das schöne Wort Freisinn wurde den Deutschen zum Unwort, und zwar bis heute. Aus all diesen Formen entwickelten deutsche Aktivisten und Aktivistinnen in den vergangenen 200 Jahren vagabundierende Formen exzessiver Geschichtsverrücktheit – eine nationale, an Mutanten reiche Krankheit, deren Infektiosität neuerdings stark ansteigt. Götz Aly führt durch die Gärten und Abgründe unserer Erinnerungs- und Denkmalpolitik.

Götz Aly studierte in den 1960er Jahren Geschichte und Politikwissenschaften an der Freien Universität Berlin und Journalismus an der Deutschen Journalistenschule in München. Er promovierte 1978 in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Seinem Engagement in der Studentenbewegung folgte eine Tätigkeit als Autor und Redakteur für mehrere Zeitungen. Für seine kritisch diskutierten Beiträge zur NS-Forschung erhielt Götz Aly zahlreiche Auszeichnungen. Mit seinem jüngst erschienenen Buch „Das Prachtboot. Wie Deutsche die Kunstschätze der Südsee raubten“ (2021) beteiligte er sich an der Kontroverse um den Umgang mit den Ausstellungstücken kolonialistischer Herkunft im Berliner Stadtschloss.

Weiterhin sind in unserer Ringvorlesung im Wintersemester 2021/22 zu Gast:
Ingrid Scheurman (Weimar, 26.10.) | Heike Becker (Berlin, 2.11.) | Diébédo Francis Kéré (Weimar, 10.11.) | Götz Aly (Berlin, 16.11.) | Marco A.M. Gabriel (Dessau, 1.12.) | Johan Lagae (Weimar, 7.12.) | Alfred Hagemann (Berlin, 14.12.) | Alexandra Staub (Online, 11.1.) | Niloufar Tajeri (Erfurt, 18.1.) | Stephanie Herold (Berlin, 25.1.) | Zvi Efrat (Weimar, 1.2.) | Rasmus Greiner (Berlin, 8.2.) | Felix Ackermann (Weimar, 15.2.) Die Vorträge finden an den Standorten des Kollegs in Weimar, Berlin, Dessau und Erfurt oder im digitalen Format statt. Zudem können sie in unserem Podcast nachgehört werden. Weitere Informationen unter: https://www.identitaet-und-erbe.org/category/veranstaltungen/semestertermine/

 

PROGRAMMHEFT ZUR 5. JAHRESTAGUNG IST ONLINE

Die 5. Jahrestagung des Kollegs mit dem Titel Censorship? Conflicted Concepts of Cultural Heritage widmet sich Zensurdebatten, die sich auf den Umgang mit kulturellem Erbe beziehen. Sie fragt nach deren Historisierungen, nach Entstehungskontexten, ihrer Verbreitung, den beteiligten Akteur:innen wie auch den Argumentations- und Wahrnehmungsmustern, in denen diese Auseinandersetzungen geführt werden. Die Konferenz findet vom 25.-26. November 2021 in Weimar statt und kann online per Videokonferenz verfolgt werden. Weitere Informationen zu allen Vorträgen und das Online-Portal für die Anmeldung finden Sie unter: https://www.identitaet-und-erbe.org/veranstaltungen/censored/ Noch bis zum 20.11.2021 sind Anmeldungen für die Tagung möglich. Das Programmheft mit den Ankündigungen aller Vorträge ist dort ebenfalls abrufbar.

DFG-Graduiertenkolleg 2227 »Identität und Erbe«
 
Bauhaus-Universität Weimar
Fakultät Architektur und Urbanistik
 
Wissenschaftliche Koordination:
Dr. Wolfram Höhne
99423 Weimar, Marienstr. 9 (Raum 105)
Tel. +49 (0) 3643 - 583139
wolfram.hoehne@uni-weimar.de
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