Ringvorlesungsreihe »Identität und Erbe«

Wir möchten Sie alle herzlich zum Vortrag von Nikolai Roskamm, Professor für Planungstheorie, Stadtbaugeschichte und Städtebau an der FH Erfurt und assoziiertes Mitglied im Kollegium des Graduiertenkollegs, einladen.
 
12.11.2019, Bauhaus-Universität Weimar
Nikolai Roskamm (Erfurt): »Von Dingen und Gespenstern. Ansichten einer postfundamentalistischen Stadttheorie«

Allgemein gesprochen steht das postfundamentalistische Denken für die Auffassung, dass letzte Gründe in letzter Instanz nicht möglich sind. Ein solches Denken behauptet nicht, dass sich alle Gründe in Luft auflösen, sondern dass sie zu Abgründen mutieren, die permanent bedrängt werden von einer Dimension der Abwesenheit und Kontingenz. Der Lauf der Geschichte, so lautet die These des postfundamentalistischen Denkens, wird von kontingenten und konflikthaften Kräften bestimmt. Kontingent bedeutet, dass alle sozialen Dinge und Abläufe grundsätzlich auch anders sein könnten, dass nichts aus sich heraus und von vornherein (vor)bestimmt ist. Deshalb, weil sie grundsätzlich kontingent sind, sind alle sozialen Abläufe auch konflikthaft. Da alles und jedes auch anders sein könnte, gibt es Alternativen. Um die Geltungsmacht dieser Alternativen wird gestritten. Damit öffnet die postfundamentalistische Kontingenzthese gleichzeitig das Feld des Konflikts.Der Vortrag umkreist aus verschiedenen Blickwinkeln die Implikationen des postfundamentalistischen politischen Denkens und stellt die Frage, ob eine darauf aufbauende Stadttheorie möglich (oder vielleicht sogar nötig) ist. Dabei werden verschiedene Positionen – etwa der hauntologische Vorstoß von Jacques Derrida, die Objektpolitik von Bruno Latour, das Recht auf Stadt von Henri Lefebvre oder das konstitutive Außen von Ernesto Laclau – aufgerufen und geprüft, ob und wie sie in der Lage sind, etwas für eine Theorie des Urbanen beizutragen. Nikolai Roskamm (Dr. phil. habil.) ist Professor für Planungstheorie, Stadtbaugeschichte und Städtebau an der FH Erfurt. Im akademischen Jahr 2015/16 war er Gastprofessor an der TU Wien am Institut für Stadtkultur und öffentlichen Raum SKuOR. In den Jahren 2012-2014 hatte Roskamm eine DFG-Eigene Stelle an der TU Berlin zu einer Forschung über die Verbindung von politischen Theorien mit den urbanistischen Disziplinen. Roskamm ist Mitglied des Redaktions- und Herausgeberkollektivs von sub\urban. Zeitschrift für kritische stadtforschung und assoziiertes Mitglied des Graduiertenkollegs "Identität und Erbe". Im Jahr 2011 veröffentlichte er die Monographie "Dichte. Eine transdisziplinäre Dekonstruktion" bei transcript. 2017 erschien sein Buch "Die unbesetzte Stadt. Postfundamentalistisches Denken und das urbanistische Feld" als Bauwelt-Fundament bei Birkhäuser / De Gruyter.

Datum: Dienstag, 12.11.2019
Beginn: 18h30 s.t.
Veranstaltungsort: 
Bauhaus-Universität Weimar
Marienstr. 13, Hörsaalzentrum, Hörsaal D

Interessierte sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei.
Die anstehenden Termine und Themen für Weimar und Berlin finden Sie weiter unten im Überblick.
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Programm Weimar
Bauhaus-Universität Weimar
Hörsaalzentrum, Hörsaal D
Marienstr. 13
99423 Weimar

12. November 2019
Nikolai Roskamm (Erfurt)
Von Dingen und Gespenstern.
Ansichten einer post-fundamentalistischen Stadttheorie


26. November 2019
Markus Boeick (Bochum)
Die Treuhand und kein Ende?
Zur Geschichte und zum Nachleben eines ostdeutschen Negativ-Mythos


10. Dezember 2019
Daniela Zupan
Leitbildwechsel und die Verhandlung städtebaulichen Erbes

21. Januar 2020
Reinhard Laube (Weimar)
Sammlungsräume: Konstruktion und Historisierung
kultureller Identität am Beispiel der Herzogin Anna Amalia Bibliothek

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Programm Berlin
Technische Universität Berlin
Straße des 17. Juni 135, Hauptgebäude, H112
D-10623 Berlin
18.30 Uhr s.t.

22. November 2019
Ursula Renz (Klagenfurt)
Kulturelle Identität? Eine Fehlbezeichnung und ihre Folgen


3. Dezember 2019

Angelika Schnell (Wien)
Keine Geschichte und kein Gedächtnis?
Aldo Rossis Architektur der Stadt


14. Januar 2020
Wolfgang Kil (Berlin)
„Vom Wert der Denkmäler nach dem Bildersturm“.
Über Kriegsgedenken in der Sowjetunion
jenseits des Heldenruhms: Trauer als Bildgegenstand

28. Januar 2020
Christoph Rauhut (Berlin)
"Berlin erkennen"

11. Februar 2020
Brian Daniels (Philadelphia)
Precarious Heritage: Cultural Protection, Necropower,
and Political Resistance in the Syrian Conflict
»Instabile Konstruktionen«
3. Jahrestagung des GRK 2227 »Identität und Erbe«
21.–22. November 2019, Technische Universität Berlin

Der Begriff »Konstruktion« bezieht sich in Architektur und Denkmalpflege zumeist auf die gebaute Welt, in den Sozial- und Kulturwissenschaften hingegen auf die soziale Herstellung symbolischer Sinnwelten. Die materielle Umwelt im Wechselverhältnis zu ihrer sozialen Gemachtheit zu verstehen, ist eines der zentralen Anliegen des Graduiertenkollegs »Identität und Erbe«. Wer von »Erbe« im Zusammenhang mit »Identität« spricht, verspricht oft auch »Kontinuität« und »Stabilität“. Dabei handelt es sich jedoch um Versprechen, die nur so lange halten, wie sich Menschen auf die damit verbundenen Erzählungen einlassen. Da diese zunehmend hinterfragt werden und der Begriff »Identität« zu einer umkämpften Kategorie avanciert ist, werden die gewohnten »Konstruktionen« instabil, was sich insbesondere in Momenten des Konflikts, der bewussten Identitätsaneignung und in Momenten des Verlusts zeigt.

In den letzten drei Jahren haben die Kollegiatinnen und Kollegiaten der ersten Kohorte des Graduiertenkollegs den Zusammenhang von Identität und Erbe beleuchtet und stellen ihre Forschungsergebnisse zu diesen »Instabilen Konstruktionen« gemeinsam in ihrer dritten und abschließenden Jahrestagung vor. Gleichzeitig stellt die Tagung einen Schulterschluss zur zweiten Kohorte dar, die im Oktober 2019 ihre Arbeit im Kolleg aufgenommen hat.

Keynote-Speaker:

Prof. Heike Hanada, Technische Universität Dortmund
Prof. Dr. Ursula Renz, Alpen-Adria-University of Klagenfurt
 
Beginn: Donnerstag, 21.11.2019, 12h30
Ende: Freitag, 22.11.2019, 21h00
Veranstaltungsort: 
Technische Universität Berlin
Architekturforum im Architekturgebäude
Straße des 17. Juni 152, D-10623 Berlin
 
 
Die Teilnahme ist kostenfrei.
 
Anmeldung bis zum 12. November unter anmeldung [at] identitaet-und-erbe.org.
 
Das PROGRAMM finden Sie hier.
Podcast

Falls Sie es einmal nicht zu einem der Vorträge im Rahmen der Ringvorlesungsreihe geschafft haben, können Sie diese in unserem Podcast-Bereich nachhören. Streamen Sie hier.
Technische Universität Berlin
Fakultät VI – Planen Bauen Umwelt
Institut für Stadt- und Regionalplanung
Fachgebiet Denkmalpflege
DFG-Graduiertenkolleg 2227 »Identität und Erbe«
Hardenbergstr. 40a, 10623 Berlin

Sitz:
Ernst-Reuter-Platz 1, 10587 Berlin | BH-A 338
+49 (0)30 314-25385
simone.bogner@tu-berlin.de
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