Ringvorlesungsreihe »Identität und Erbe«

Wir freuen uns sehr, Sie zum ersten Vortrag im neuen Jahr in der Ringvorlesungsreihe des Graduierenkollegs »Identität und Erbe« einladen zu dürfen. 
 
14.1.2020, Technische Universität Berlin
Wolfgang Kil (Berlin): »
„Vom Wert der Denkmäler nach dem Bildersturm“. Über Kriegsgedenken in der Sowjetunion jenseits des Heldenruhms: Trauer als Bildgegenstand«

Die Auflösung der Sowjetunion liegt jetzt über ein Vierteljahrhundert zurück, doch entgegen aller Erwartung hat der zeitliche Abstand die ererbten Konflikte kaum gemindert. Während sich Ökonomie und Staatlichkeit mit viel Kraftaufwand transformieren ließen, hat eines der gravierendsten gesellschaftlichen Experimente der UdSSR – ihre Konstruktion als Vielvölkerreich – sich im Nachhinein als schwere Hypothek erwiesen: In den neu gegründeten Nationalstaaten waren und sind umfängliche Volksgruppen aus anderen Teilen der einstigen Union zu integrieren – ohne dass es dafür positive Ideen einer irgendwie multiethnischen Verfasstheit gäbe. Beinahe überall wird stattdessen auf die Durchsetzung „nationaler Leitkulturen“ gepocht. Dabei zeigen sich Erinnerungen und Mythen der Titularnation und ihrer „Minderheiten“ oft als diametral gegeneinander gerichtet. Vor allem im Blick auf den II. Weltkrieg und dessen Folgen scheint – etwa im Baltikum oder der Ukraine – die Suche nach verbindenden Narrativen schier aussichtslos. Anstatt an Brückenschlägen gemeinsamer neuer Identitäten zu arbeiten, kam es zur kulturellen Verfestigung rivalisierender Geschichtsbilder – ein Konfliktpotenzial, das die noch kaum stabilen Zivilgesellschaften enorm belastet. Nicht zuletzt leidet darunter der praktische Umgang mit den Hinterlassenschaften der umstrittenen Periode. Wie geht man mit den Städten, manchen Häusern und – immer wieder für Schlagzeilen tauglich – mit den Denkmälern um? Bewahren und pflegen? Oder abräumen und vergessen?

Wolfgang Kil (Jg. 1948) hat Architektur in Weimar studiert, danach als Architekt in Ostberlin gearbeitet, war 1978-82 Chefredakteur einer Bauzeitschrift und danach bis zur Wende freiberuflicher Kritiker und Publizist. Nach erneuter Redakteurstätigkeit bei der BAUWELT (Berlin) schreibt er seit 1995 als freier Autor über Architektur und Stadt, Lebensweise und Geschichte, in den letzten Jahren zunehmend mit Fokus auf Ostdeutschland und Osteuropa. Kil erhielt 1997 den Kritikerpreis des Bundes Deutscher Architekten BDA und ist Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste. Er lebt in Berlin. Eine Liste seiner Publikationen findet sich unter www.wolfgang-kil.de 

Datum: Dienstag, 14.1.2020
Beginn: 18h30 s.t.
Veranstaltungsort: 
Technische Universität Berlin
Straße des 17. Juni 13, Hauptgebäude, Hörsaal H112
 
Interessierte sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei.
Die anstehenden Termine und Themen für Berlin und Weimar finden Sie weiter unten im Überblick.
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Programm Berlin
Technische Universität Berlin
Straße des 17. Juni 135, Hauptgebäude, H112
D-10623 Berlin

18.30 Uhr s.t.

14. Januar 2020
Wolfgang Kil (Berlin)
„Vom Wert der Denkmäler nach dem Bildersturm“.
Über Kriegsgedenken in der Sowjetunion
jenseits des Heldenruhms: Trauer als Bildgegenstand

28. Januar 2020
Christoph Rauhut (Berlin)
"Berlin erkennen"

11. Februar 2020
Brian Daniels (Philadelphia)
Precarious Heritage: Cultural Protection, Necropower,
and Political Resistance in the Syrian Conflict.
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Programm Weimar
Bauhaus-Universität Weimar
Hörsaalzentrum, Hörsaal D
Marienstr. 13
99423 Weimar

21. Januar 2020
Reinhard Laube (Weimar)
Sammlungsräume: Konstruktion und Historisierung
kultureller Identität am Beispiel der Herzogin Anna Amalia Bibliothek
Podcast

Falls Sie es einmal nicht zu einem der Vorträge im Rahmen der Ringvorlesungsreihe geschafft haben, können Sie diese in unserem Podcast-Bereich nachhören. Streamen Sie hier.
Technische Universität Berlin
Fakultät VI – Planen Bauen Umwelt
Institut für Stadt- und Regionalplanung
Fachgebiet Denkmalpflege
DFG-Graduiertenkolleg 2227 »Identität und Erbe«
Hardenbergstr. 40a, 10623 Berlin

Sitz:
Ernst-Reuter-Platz 1, 10587 Berlin | BH-A 338
+49 (0)30 314-25385
simone.bogner@tu-berlin.de
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