RINGVORLESUNGSREIHE „IDENTITÄT UND ERBE“

Im Rahmen der Ringvorlesungsreihe „Identität und Erbe“ ist am kommenden Dienstag (18. Mai, 18.30 Uhr, Videokonferenz) die Architektin und Architekturtheoretikerin Gabu Heindl zu Gast. Ihren Vortrag widmet sie den Stadt- und Wohnkonzepten des Roten Wien und fragt nach der Bedeutung dieses Erbes für die Gegenwart:

Eine konkrete Utopie entsteht aus einem spezifischen Moment heraus und untersucht Bedingungen, unter denen die Zukunft anders, gerechter werden kann (Ernst Bloch). Die Krise durch Erderwärmung, die Krise der Care-Arbeit und das Wohnungsproblem, verschärft durch marktliberale Politik der Finanzialisierung, durch Corona und das Ende des Mietendeckels – das bildet zusammen einen Moment sich ändernder Bedingungen, Öffnungen wie Verschließungen von Chancen.
Eine real mögliche Gesellschaftsveränderung ist aber immer auch bezogen auf historische Bedingungen, besonders auf Bewegungen der Vergangenheit. Mein Vortrag befasst sich mit dem Erbe der Wohn- und Stadtkonzepte des Roten Wien. Dieser sozialdemokratischen, zugleich revolutionär antretenden Politik nähere ich ich mich kritisch erbend, filternd, das eine eher als das andere aktualisierend (Jacques Derrida).
Der Vortrag basiert auf meinem Buch Stadtkonflikte. Radikale Demokratie in Architektur und Stadtplanung, Wien 2020.

Gabu Heindl studierte Architektur an der Princeton University und promovierte in Architekturtheorie an der Akademie der Bildenden Künste Wien. Nach dem Studium war sie für die Architekturbüros Diller+Scofidio (New York) und De Architekten Cie. (Amsterdam) tätig. Seit der Gründung ihres eigenen Büros GABU Heindl Architektur in Wien (2007) fokussiert sie sich auf den öffentli­chen Raum, öffentliche Bauten, bezahlbares Wohnen sowie auf Kollaborationen in den Bereichen Ge­schichtspolitik und kritisch­-künstlerische Praxis.  Sie lehrte an der Technischen Universität Delft, der Technischen Universität Wien, der Akademie der Bildenden Künste Wien und der Architectural Association School of Architecture in London. Seit 2018 ist Gabu Heindl Visiting Professor an der Sheffield University. Zahlreiche Buchpublikationen, zuletzt als Mitherausgeberin von Building Critique. Architecture and its Discontents, Leipzig 2019, und Autorin von Stadtkonflikte, Radikale Demokratie in Architektur und Stadtplanung, Wien 2020.

Anmeldung:
Um online an der Vorlesungsreihe teilzunehmen, senden Sie bitte eine Email an: anmeldung@identitaet-und-erbe.org. Sie erhalten dann den Zugangslink zur Videokonferenz (Plattform Zoom), unter dem Sie alle Ringvorlesungen des Sommersemesters verfolgen können. Zudem können im Audio-Archiv des Graduiertenkollegs viele Vorträge der seit 2016 stattfindenden Reihe nachgehört werden. 

Ankündigung:
Im Sommersemester 2021 sind weiterhin in der Ringvorlesung zu Gast: 25. Mai, Jens-Christian Wagner (Jena): 60 Jahre Colonia Dignidad. Ein deutsches Verbrechen in Chile und seine Erinnerung |  1. Juni, Erica Lehrer (Montreal): Terribly Close. Polish Vernacular Artists Face the Holocaust | 8. Juni, Ronald Rietveld (Amsterdam): Hardcore Heritage | 15. Juni, Timothy Ingold (Aberdeen): The World in a basket | 22. Juni, Stefan Berger (Bochum): Erinnerung an Industrialisierung und Deindustrialisierung im globalen Vergleich – Industriekultur und ihre Erzählungen | 6. Juli, Oliver Sukrow (Wien): Alternative Spaces of Innovation: Spa Towns as Architectures and Landscapes of Health | 13. Juli, Arnold Bartetzky (Leipzig):  Erbe ohne Erben. Baudenkmäler nach Zwangsmigrationen zwischen Zerstörung, Verdrängung und Aneignung

Ausführliche Informationen zu allen Vorträgen finden Sie unter: 
https://www.identitaet-und-erbe.org/category/veranstaltungen/semestertermine/

PUBLIKATIONEN

Im April 2021 ist die Disserationsschrift des Kollegiaten Jochen Kibel im Transcript-Verlag erschienen:

Kibel, J. (2021). Hoffnung auf eine bessere Vergangenheit: Kollektivierungsdiskurse und ihre Codes der Verräumlichung. Re-Figuration von Räumen: Vol. 2. Bielefeld: transcript.
Unter dem ungewissen Erwartungshorizont spätmoderner Gesellschaften treten verschiedene Vorstellungen kollektiver Identität in Konflikt. Jochen Kibel zeigt: Im Streit um das Neue Museum in Berlin und das Militärhistorische Museum in Dresden artikulierten sich unterschiedliche Kollektivierungsdiskurse, in denen die Vergangenheit nach den Anforderungen der Gegenwart umgeformt wurde. Der retrospektive Blick gewährt damit immer auch die prospektive Hoffnung auf eine bessere Vergangenheit. Die dynamischen Verhältnisse der Gegenwart bringen schließlich eine Form reflexiver Identitätsbildung hervor, in der auch die Fähigkeit anhaltender Selbstkritik in der Vergangenheit ›wiedergefunden‹ wird. Die Vorstellung einer wandlungsfähigen Identität gewährleistet dann ein Gleichbleiben im Strom der Zeit, durch beständige Kurskorrekturen.

Weitere Informationen unter: 
https://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-5429-5/hoffnung-auf-eine-bessere-vergangenheit/?c=310000090

Der Titel ist zudem Open Access zugänglich unter dem Link: 
https://www.transcript-verlag.de/media/pdf/0a/d8/a3/oa9783839454299Qo3RldsGIryOa.pdf

Der Band I der Schriften Reihe „Identität und Erbe“ ist seit Februar 2021 im Bauhaus-Universitätsverlag erhältlich:

Bogner, S. / Dolff-Bonekämper, G. / Meier, H.R. (2021). Collecting Loss. Schriftenreihe des DFG-Graduiertenkollegs „Identität und Erbe“: Vol. 1. Weimar: Bauhaus-Universitätsverlag
Wer sich mit „Identität“ und „Erbe“ befasst, also mit dem Zusammenhang zwischen der Konstituierung und Stabilität von Gemeinwesen und dem Bewahren von Gütern, Orten und Überlieferungen, kommt nicht umhin, sich auch mit Verlusten zu befassen. Verlust bezeichnet hier nicht die Abwesenheit eines Gutes, das Erbe war oder hätte werden können, sondern die soziale Beziehung zu dem verlorenen Gut und zu den Umständen seines Verlorengehens oder auch den Versuchen, es wiederzugewinnen. Verlust ist nicht einfach der Antagonist von Erbe, sondern ist selbst ein wichtiger Faktor im Modell des Erben-und-Vererben-Geschehens. Geteiltes Verlustempfinden kann zu einer internen und externen Solidarisierung führen und ist damit höchst relevant für die Festigung bestehender und die Ausbildung neuer Identitäts- und Erbengemeinschaften. Aber wie kann man aktiv Verlust sammeln und wer kann das wollen? Was wird gesammelt – die Verlustempfindungen oder die Schatten und Spuren verlorener Güter und Orte?

Weitere Informationen unter:
https://asw-verlage.de/katalog/collecting_loss-2332.html
Der Titel ist zudem Open-Access zugänglich unter dem Link: 
https://doi.org/10.25643/bauhaus-universitaet.4321

DFG-Graduiertenkolleg 2227 »Identität und Erbe«

Sitz:
Bauhaus-Universität Weimar
Fakultät Architektur und Urbanistik
99423 Weimar, Geschwister-Scholl-Str. 8 (Raum 027)
Tel. +49 (0) 3643 - 583139
Email: wolfram.hoehne@uni-weimar.de
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