RINGVORLESUNG AM 23. APRIL 2024, 18.30 UHR (BERLIN)

Sharon MacDonald: Identität, Erbe und das Humboldt-Forum (ENG)

Das Humboldt-Forum wird als „die größte kulturelle Entwicklung in Europa und die ehrgeizigste in Deutschland in diesem Jahrhundert“ bezeichnet (Pressemitteilung zur Eröffnung des Humboldt-Forums im Jahr 2021) und gilt gemeinhin als wichtiges Statement für die Identität des wiedervereinigten Deutschlands. Zugleich bleibt es im Hinblick auf den Umgang mit der DDR und Deutschlands kolonialer Vergangenheit wie Kontinuität umstritten.
Der Vortrag wird sich mit den Fragen von Identität und Erbe befassen, die bei der Entstehung des Humboldt-Forums maßgebend und zugleich kontrovers gewesen sind, sowie das Augenmerk auf die Inanspruchnahme von Konzepten wie „Vielfalt“ und „Multiperspektivität“ richten. Dabei handelt es sich um Themen, die lokal in Berlin, national, europäisch und global unterschiedlich gelesen werden und die Fragen nach dem Verhältnis zwischen Identität und Erbe sowie dessen Ausgestaltung aufwerfen. Der Vortrag stützt sich auf eigene Feldforschungen zum Humboldt-Forum sowie auf andere Arbeiten, die im Rahmen der ethnographischen Forschungen zu Making Differences. Transforming Heritage in the C21st entstanden (2015-2022, gefördert durch die Alexander von Humboldt-Professur).

Sharon Macdonald ist Alexander-von-Humboldt-Professorin für Sozialanthropologie an der Humboldt-Universität Berlin, wo sie das transdisziplinäre Hermann-von-Helmholtz-Zentrum für Kulturtechniken sowie das neue Centre for Advanced Study „inherit. heritage in transformation“ leitet. Sie wurde an der Universität Oxford ausgebildet, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin des Pitt Rivers Museum, Universität Oxford und hat Ehrenprofessuren an den Universitäten von Aberdeen und York inne. Sie veröffentlichte zahlreiche Beiträge zu Fragen von Identität, Kultur, Museen und des Kulturerbes. Zu den von ihr verfassten und herausgegebenen Publikationen gehören: Heritage Futures. Comparative Approaches to Natural and Cultural Heritage Practices, Memorylands. Heritage and Identity in Europe Today, Difficult Heritage. Negotiating the Nazi Past in Nuremberg and Beyond, Doing Diversity in Museums and Heritage. A Berlin Ethnography, Islam and Heritage in Europe Today und The Companion to Museum Studies.

Vortragsort:
Universitätsbibliothek der TU und UDK Berlin
Fasanenstraße 88
Raum Bib 014

Videokonferenz-Link:
https://tu-berlin.zoom.us/j/61259155472?pwd=UEE2T1RVMllpUmx5MEZwV0g5dWhNdz09
(Zoom-Meeting, gültig für alle Vorlesungen im Sommersemester, Meeting-ID: 612 5915 5472, Kenncode: 352995)

NEUERSCHEINUNG: „DINGE, DIE VERBINDEN“ (BAND V, SCHRIFTENREIHE DES GRK IDENTITÄT UND ERBE)

Im Bauhaus-Universitätsverlag ist zum 15.April 2024 der Band V unserer Schriftenreihe „Interdisziplinäre Forschungen zu Identität und Erbe“ erschienen (205 Seiten, 28.00 €). Ab Januar 2025 steht der Band Open Access in der Universitätsbibliothek Weimar zur Verfügung.

DINGE, DIE VERBINDEN
Herausgegeben von Janna Vogl, Ayşegül Dinççağ Kahveci, Mariam Gegidze, Pablo Santacana López

Wer Erbe- und Identitätskonstruktionen erforscht und sich mit Gegenständen, Orten oder Überlieferungen beschäftigt, stellt Verbindungen zu Dingen in den Fokus, die auf unterschiedliche Weise symbolisch aufgeladen und für verschiedene Gruppen als Erbe relevant werden. Der fünfte Band der Schriftenreihe des Graduiertenkollegs »Identität und Erbe« rückt solche Beziehungen in den Blick, die Dinge und ihre sozialen Kontexte hervorbringen und (de-)stabilisieren. Die materiellen Aspekte von Erbe bekräftigen hierbei häufig Erzählungen über vermeintliche Kontinuitäten, sie können aber auch Triebkräfte für Veränderungen sein. Die Beiträge des Bandes erkunden dieses Spannungsfeld. Dabei geht es zum Beispiel um die Rolle von Affekten, um Fragen danach, wie Dinge in Erbeprozessen instrumentalisiert werden und was überhaupt als ›Substanz‹ verstanden werden kann oder um den Umgang mit materiellen ›Hinterlassenschaften‹. Was genau sind also Dinge, Gegenstände oder Objekte – und welche Bedeutungen nehmen sie in Erbepraktiken ein?

INHALT

AYŞEGÜL DINÇÇAĞ KAHVECI, MARIAM GEGIDZE, PABLO SANTACANA LÓPEZ, JANNA VOGL
Dinge, die verbinden. Einführung

Affekte und konflikthafte Räume:

ÁINE RYAN
Handball Alleys. Built Things as Affective Material Clues

AYŞEGÜL DINÇÇAĞ KAHVECI
Walking Among Ruins with Barba Nikos. Encounters, Affects and Reflections

ZOYA MASOUD
Das Denkmalschutz-Kollektiv von Ost-Aleppo. Handeln in »Todeswelten«

SVENJA HÖNIG
Erbe als Verbindung zwischen Mensch und Ort. Betrachtungen zum Sense of Place

Politisierte Formationen:

MARCELL HAJDU
The Danube and Budapest. Between Political and Material Space

JULIANE RICHTER
Experimentelles Bauen als ›tropisches‹ Bauen. Die Wissenstopoi des Lehmbaus in Weimar und das Casa Experimental in Havanna

ELLEN PUPETER
»Kunstschätze« für Kamerun. Ein Beitrag zur Geschichte postkolonialer Dingbeziehungen

Exponate und Zeugnisse:

WOLFRAM HÖHNE, MICHAEL MARKERT, LARISSA FÖRSTER
Menschen, Tiere, Irritationen. Erkundungen mit der Filmkamera im Phyletischen Museum Jena

DARJA JESSE
Eine Frage des Kontexts. Zwei Gemälde von Carl Busch als ambigue Sinnbilder des Zweiten Weltkriegs

MICHAEL KARPF
Zwischen Spur und Zeugnis. Das Motiv der Flaschenpost in Laszlo Nemes Jeles’ Son of Saul

Substanz(-los)?:

KATHARINA ROTTÉ
The Materials of Immaterial Objects. The Pons Sublicius and the Ponte Sisto in Albertini’s Opusculum de mirabilibus

ORTRUN BARGHOLZ
Optik ohne Substanz. Eine transmediale Auseinandersetzung mit der Berliner
Bauakademie

Bilder, Narrative, Orte:

HENRI HOOR
Mittelalter gesucht. Eine Synagoge, Mikwe und andere »sprechende Steine« für
Berlins neue Alte Mitte

OLIVER TREPTE
Weimar in Ansichtskarten. Die Inszenierung der Stadt der Klassik und der Moderne

JAN ENGELKE
»Das große Ziel: ein kleines Haus«. Eigenheimarchitekturen im Kontext der
bundesdeutschen Nachkriegszeit

HANS PETER HAHN 
Ambivalenzen des Kulturerbes. Dinge, die trennen

DFG-Graduiertenkolleg 2227 »Identität und Erbe«
 
Bauhaus-Universität Weimar
Fakultät Architektur und Urbanistik
 
Wissenschaftliche Koordination:
Dr. Wolfram Höhne
99423 Weimar, Marienstr. 9 (Raum 105)
Tel. +49 (0) 3643 - 583139
wolfram.hoehne@uni-weimar.de
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