Knut Ebeling (Berlin): Muriel. Erbe, Identität, Trauma

»Muriel oder Die Zeit der Wiederkehr« ist ein Film von Alain Resnais von 1963, in dem es vordergründig um Krieg und Frieden, Erinnern und Vergessen, Aufzeichnung und Sperrung, Wiederkehr und Trauma geht.

»Muriel« ist dabei die Chiffre für das koloniale Trauma des Algerienkrieges – für die immer aufgeschobene, aber nie ganz zum Vorschein kommende Erinnerung an das Bild eines arabischen Mädchens, das ein Protagonist des Films sterben sah. Dabei wird das Stadtbild von Boulogne-sur-mer ebenso zum Archiv einer unmöglichen Erinnerung wie eine Wohnung, deren Wahrnehmung weniger Dokument eines Habitats, sondern – gemäß der Unterscheidung Michel Foucaults – ein Monument des Traumas ist.


Knut Ebeling ist Professor für Medientheorie und Ästhetik an der weißensee – kunsthochschule berlin. Studium in Berlin und Paris, Arbeitsfelder: moderne und zeitgenössische Philosophie, ästhetische Theorien, Medien des kulturellen Gedächtnis (Archiv, Sammlung, Museum), Theorie, Ästhetik und Epistemologie der materiellen Kultur, Archäologie der zeitgenössischen Kunst. Jüngste Publikationen: Wilde Archäologien 1. Theorien materieller Kultur von Kant bis Kittler, Berlin: Kadmos 2012; Wilde Archäologien 2. Begriffe der Materialität der Zeit von Archiv bis Zerstörung, Berlin: Kadmos 2016; There Is No Now. An Archaeology of Contemporaneity, Berlin: Sternberg Press 2017; Sorge. Autotheorie der Trauer, Hamburg: textem 2021; Permeationen – Durchdringungen zwischen ästhetischer Theorie und künstlerischer Forschung, Leipzig: Spector Books 2023.

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