In Werte- und Orientierungsdebatten wird gegenwärtig wieder häufig auf ein Konzept rekurriert, das seit zweihundert Jahren im Prozess der Nationenbildung zu beobachten ist: die Konstruktion kollektiver Identität durch die behauptete Einheit von Staat, Geschichte, Volk, Kultur und Erbe. Dem setzen wir die These entgegen, dass Identität und Erbe zwar interdependente Konzepte sind, sie aber beide nicht auf stabile Bedeutungen und Beziehungen verweisen. Identität bezeichnet nicht nur Konzepte positiver Selbstfindung und -bestimmung, sondern auch Konzepte zwangsweiser Eingrenzung und Ausgrenzung durch machtgestützte höhere Instanzen. Erbe bezeichnet in unserem Falle Kulturerbe, das, anders als ziviles Erbe, nicht durch private Verfügungen von Erblassern definiert und weitergegeben wird, sondern durch öffentliche, aktive Aneignung von Erbwilligen. Dies schließt den Fall ein, dass sich zu einer bestimmten Zeit für ein bestimmtes Gut keine Erbwilligen finden. Unsichere Beziehungen und Ambiguitäten sind charakteristisch für das konfliktdurchzogene Feld der Identifikation und Aneignung von Kulturerbe im Zusammenhang mit der Konstituierung von Gemeinschaften aller Größenordnungen.
In Werte- und Orientierungsdebatten wird gegenwärtig wieder häufig auf ein Konzept rekurriert, das seit zweihundert Jahren im Prozess der Nationenbildung zu beobachten ist: die Konstruktion kollektiver Identität durch die behauptete Einheit von Staat, Geschichte, Volk, Kultur und Erbe. Dem setzen wir die These entgegen, dass Identität und Erbe zwar interdependente Konzepte sind, sie aber beide nicht auf stabile Bedeutungen und Beziehungen verweisen. Identität bezeichnet nicht nur Konzepte positiver Selbstfindung und -bestimmung, sondern auch Konzepte zwangsweiser Eingrenzung und Ausgrenzung durch machtgestützte höhere Instanzen. Erbe bezeichnet in unserem Falle Kulturerbe, das, anders als ziviles Erbe, nicht durch private Verfügungen von Erblassern definiert und weitergegeben wird, sondern durch öffentliche, aktive Aneignung von Erbwilligen. Dies schließt den Fall ein, dass sich zu einer bestimmten Zeit für ein bestimmtes Gut keine Erbwilligen finden. Unsichere Beziehungen und Ambiguitäten sind charakteristisch für das konfliktdurchzogene Feld der Identifikation und Aneignung von Kulturerbe im Zusammenhang mit der Konstituierung von Gemeinschaften aller Größenordnungen.
Herausgeberkollektiv: Kirsten Angermann, Simone Bogner, Eva von Engelberg-Dočkal, Iris Engelmann, Mark Escherich, Katja Hasche, Torben Kiepke, Daniela Spiegel, Kerstin Vogel, Johannes Warda: HRMagazin. Festgabe für Hans-Rudolf Meier (=Schriftenreihe der Professur Denkmalpflege und Baugeschichte), Weimar 2016.
Technische Universität Berlin Fakultät VI – Planen Bauen Umwelt Institut für Stadt- und Regionalplanung Fachgebiet Denkmalpflege DFG-Graduiertenkolleg 2227 »Identität und Erbe« Hardenbergstr. 40a, 10623 Berlin