Am kommenden Dienstag führt der letzte Vortrag unserer Ringvorlesung im Wintersemester in die litauische Hauptstadt Wilna. Felix Ackermann verfolgt die Spuren der wechselvollen Geschichte dieser baltischen Stadt anhand eines im Zentrum gelegenen und erst kürzlich still gelegten Gefängnisses. Zugleich steht in Frage, wie mit diesem vielschichtigen und umstrittenen Erbe angemessen umzugehen sei.

FELIX ACKERMANN (WARSCHAU): VOM NKVD ZU NETFLIX. DENKMALSCHUTZDEBATTEN UM DAS LUKIŠKĖS-GEFÄNGNIS IN DER LITAUISCHEN HAUPTSTADT WILNA

Ringvorlesung am 15. Februar 2022 um 18:30 Uhr

Wenn 2022 die dritte Staffel der Serie Stranger Things bei Netflix online geht, wird eine der Hauptdarsteller:innen das historische Gefängnis im Zentrum von Wilna sein. Es gilt heute in Litauen trotz seiner belasteten Vergangenheit als Herzstück des Aufbruchs in die smarte Stadt der Zukunft, in der sich kreative Industrien, künstlerische Suchbewegungen, Business und öffentliche Erinnerungsaufgaben miteinander vereinbaren lassen.
In seinem Vortrag reflektiert Felix Ackermann, wie er mithilfe der Methoden Angewandter Kulturwissenschaften von 2014 bis 2019 die Geschichte und Gegenwart des Gefängnisses als öffentlichen, städtischen Raum erforschte. Zentral war dafür die Schließung des Objekts als Gefängnis im Jahr 2017 sowie die folgenden Debatten um zukünftige Nutzungsszenarien. Einerseits speiste der historische Stadtanthropologe Forschungsergebnisse in die Debatte ein, andererseits wurde er selbst zum Akteur bei der Frage, wie etwa mit jüngeren Erinnerungsschichten wie Gefangenen-Graffiti umzugehen sei.
Das russische Zellengefängnis im Osten Wilnas wurde 1904 als Visitenkarte des Zarenreichs im historischen Litauen errichtet. Die zweifachen deutschen Besatzer sowie polnische, sowjetische und litauische Justizbehörden verwendeten es für die Absonderung ihrer politischen Gegner. Es ist ein Ort der Holocausts, der Verfolgung der polnischen und litauischen Einwohner:innen Wilnas sowie noch bis 1993 ein Ort, an dem man Todesstrafen vollstreckte. 

Dr. Felix Ackermann erforscht als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Historischen Institut Warschau die Geschichte des Strafvollzugs in Polen und Litauen in der Zeit der Teilungen. 2011-2016 lehrte er als DAAD visiting associate Professor for Applied Humanities an der European Humanities University in Wilna und begann sich mit der Geschichte des Lukiškės-Gefängnis auseinanderzusetzen. Über seine Arbeit an der EHU schrieb er das Buch „Mein litauischer Führerschein“, das 2017 im Suhrkamp-Verlag erschien. Im Rahmen der Arbeit am Laboratory of Critical Urbanism gab er gemeinsam mit Kolleg:innen vor Ort die Bände „Mapping Vilnius“ sowie „Mapping Visaginas“ im Verlag der Kunst-Akademie Vilnius heraus. 2001-2011 baute er an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) das Institut für angewandte Geschichte auf. 

Zugangslink zur Videokonferenz: https://tu-berlin.zoom.us/j/67459970613?pwd=RFNKY3N0UmJzUmdLMnVxV0x5TG5hZz09 (Zoom, Meeting-ID: 674 5997 0613, Kenncode: 575515, Telefoneinwahl: 496971049922)

Tonaufnahmen der Vorträge können in unserem Podcast nachgehört werden. Weitere Informationen zu den Vorträgen des Sommersemesters werden im März unter https://www.identitaet-und-erbe.org/category/veranstaltungen/semestertermine/ angekündigt.   

STELLENAUSCHREIBUNG

Zum 1. Oktober 2022 schreibt das Graduiertenkolleg „Identität und Erbe“ 12 Promotionsstellen in Weimar und Berlin aus. Weitere Informationen:

DFG-Graduiertenkolleg 2227 »Identität und Erbe«
 
Bauhaus-Universität Weimar
Fakultät Architektur und Urbanistik
 
Wissenschaftliche Koordination:
Dr. Wolfram Höhne
99423 Weimar, Marienstr. 9 (Raum 105)
Tel. +49 (0) 3643 - 583139
wolfram.hoehne@uni-weimar.de
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