NEWSLETTER #2 WINTERSEMESTER 2020/21 

DFG VERLÄNGERT DAS GRK UM WEITERE 4,5 JAHRE!
Das Graduiertenkolleg „Identität und Erbe“, das im Oktober 2016 von der TU Berlin und der Bauhaus-Universität Weimar gemeinsam eingerichtet worden ist, geht in seine zweite Förderperiode. Das hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG am 6. November beschlossen und dafür mehr als 4 Mio. Euro bewilligt. Die Sprecherschaft des Kollegs wechselt nach Weimar zu Prof. Dr. Hans-Rudolf Meier. Neben je sechs Promotionsstellen in Berlin und Weimar sind erstmals auch die Fachhochschulen in Erfurt und Dessau mit je einer Doktorandenstelle beteiligt und im Team vertreten. Die interdisziplinäre Ausrichtung des Kollegs – Denkmalpflege, Bauforschung, Kunstgeschichte, Architektur, Geschichte, Soziologie, Stadtplanung und Stadtforschung – wird um die Archivwissenschaft und die Wissenschaftsphilosophie erweitert. Wir freuen uns sehr!

RINGVORLESUNGSREIHE
Wir möchten Sie gerne nochmals aufmerksam machen auf den morgigen ersten Vortrag in unserer Ringvorlesungsreihe. Prof. Dr. Hartmut Rosa von der Universität Jena wird sprechen über »Affirmation oder Transformation? Resonanz und Echo im Umgang mit der Geschichte«. Eine Anmeldung ist noch möglich unter simone.bogner(at)tu-berlin.de an. Sie erhalten dann einen einmaligen Zugangslink.

JAHRESTAGUNG PRAKTIKEN DES ERBENS 
Vom 19. bis 20.11.2020 findet unsere 4. Jahrestagung unter dem Titel »Praktiken der Erbens« im digitalen Raum statt. Das Konferenzprogramm finden Sie weiter unten und außerdem hierUm Anmeldung wird bis einschließlich 10. November gebeten unter anmeldung(at)identitaet-und-erbe.org mit Angabe des vollständigen Namens und optional mit Institution bis einschließlich 10. November 2020. Die Zugangsdaten und alle wichtigen Informationen zur Vorbereitung erhalten Sie vor der Konferenz per Email.

DIE KOLLEGIAT*INNEN STELLEN SICH VOR...
Mit dem letzten Newsletter haben wir begonnen, in einem neuen Format die Doktorand*innen der 2. Kohorte vorzustellen, die seit Oktober 2019 ihre Forschungen aufgenommen haben. Diesmal geben Ellen Pupeter (Berlin) und Michael Karpf (Weimar) einen persönlichen Einblick in ihre Arbeiten und berichten von ihren Forschungen im Spannungsfeld von »Identität & Erbe«. 

ABGESCHLOSSENE PROMOTIONEN
Außerdem gratulieren wir Luise Helas, Kollegiatin aus der 1. Kohorte, zur erfolgreichen Promotion am 2.11.2020 in Weimar!
RINGVORLESUNGSREIHE »IDENTITÄT UND ERBE«
 
Auch weiterhin findet unsere Ringvorlesungsreihe nur im digitalen Raum statt. Wenn Sie sich den Vortrag live anhören möchten, so melden Sie sich bitte unter simone.bogner(at)tu-berlin.de an. Sie erhalten dann einen einmaligen Zugangslink.
Wir laden Sie außerdem herzlich ein, sich die Vorträge des Wintersemesters 2020/21 später unter https://www.identitaet-und-erbe.org/podcast/ anzuhören. 


10. November 2020, 18:30 Uhr
Hartmut Rosa (Jena): »Affirmation oder Transformation? Resonanz und Echo im Umgang mit der Geschichte«

Der Vortrag geht der Frage nach, wie ein ‚mediopassives‘ Verhältnis zur Geschichte aussehen kann. Damit ist eine Daseinsform gemeint, welche auf geschichtliche Gewordenheit reagiert und antwortet, ohne durch sie gebunden zu sein. Als Ausgangspunkt soll die Analyse der Beziehungsformen Resonanz und Echo dienen: Resonanz ist die Transformation der Identität durch die Begegnung mit dem Anderen. Echo ist dagegen die Affirmation der Identität durch Abgrenzung oder Nostrifizierung des Anderen.

Hartmut Rosa, 
geb. 1965 im Schwarzwald, ist seit 2005 Professor für Allgemeine und Theoretische Soziologie an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena und seit 2013 zugleich Direktor des Max-Weber-Kollegs an der Universität Erfurt. Davor lehrte er an der Universität Augsburg, an der Universität Duisburg-Essen und an der New School for Social Research in New York. 2016 war er als Gastprofessor an der FMSH in Paris. Er promovierte 1997 an der Humboldt-Universität zu Berlin und habilitierte sich 2004 in Jena. Er ist Herausgeber der internationalen Fachzeitschrift Time & Society. 2006 erhielt er den Thüringer Forschungspreis für Grundlagenforschung, 2016 den Tractatus Preis für philosophische Essayistik und 2018 den Erich-Fromm-Preis. Er leitet mehrere Forschungsprojekte, darunter die von der DFG-geförderte Kollegforschergruppe ‚Landnahme, Beschleunigung, Aktivierung. Dynamik und (De-) Stabilisierung moderner Wachstumsgesellschaften’. Seine Bücher wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und weltweit rezipiert. Zu den wichtigsten Veröffentlichungen zählen: Resonanz. Eine Soziologie der Weltbeziehung (Berlin: Suhrkamp 2016); Beschleunigung. Die Veränderungen der Zeitstrukturen in der Moderne (Frankfurt/M.: Suhrkamp 2005); Identität und kulturelle Praxis. Politische Philosophie nach Charles Taylor (Frankfurt/M. und New York: Campus 1998) sowie Soziologische Theorien (mit David Strecker und Andrea Kottmann (Konstanz: UVK/UTB 2007).

https://www.identitaet-und-erbe.org/?p=2566#more-2566

Der nächste Vortrag findet dann am 24. November 2020 statt.
Zvi Efrat (Tel Aviv): »Tropical Modernism – the Case of Ile-Ife Campus in Nigeria«
https://www.identitaet-und-erbe.org/?p=2568
Ringvorlesungsreihe
Semestertermine WS 20/21

10.11.2020
Hartmut Rosa (Jena): 

»Affirmation oder Transformation?
Resonanz und Echo im Umgang mit der Geschichte«

24.11.2020
Zvi Efrat (Tel Aviv): 

»Tropical Modernism - The Case of Ile-Ife Campus in Nigeria«

01.12.2020
Marcus Funck (Berlin):
»Böses Erbe. Antisemitische und rassistische Relikte
im öffentlichen Diskurs«

08.12.2020
Ilka Quindeau (Berlin): 
»Spur und Umschrift. Grundlinien Psychoanalytischer Erinnerungstheorie«

05.01.2021
Heike Delitz (Frankfurt, Oder/Bamberg): 
»Unmögliche, und notwendige kollektive Identität – und 
die Bedeutung von Architekturen«

12.01.2021
Norbert Frei (Jena):

»Der Nationalsozialismus im Gedächtnis der Deutschen, 1945 bis heute«

20.01.2021
(Achtung! Mittwoch, Beginn 18.00 Uhr)
Mirjam Wenzel (Weimar): 

»Plurale jüdische Gegenwart in Deutschland und
die Kritik von Jüdinnen und Juden an der deustchen Gedenkkultur«

26.01.2021
Angela Schwarz (Siegen):
Eintauchen in die Vergangenheit?

»Angebote virtueller und analoger Geschichtswelten
zwischen historischem Erbe und Vermarktung populärer Geschichte«

02.02.2021
Barbara Schönig (Weimar):
»Transformation als Erbe: Wohnen in Ostdeutschland.
Der Beitrag der Interdisziplinären Wohnungsforschung zu ›Identität und Erbe‹«

09.02.2021

Nikita Dhawan (Gießen):
»What difference does difference make?«

PROGRAMM

 

»PRAKTIKEN DES ERBENS –  METAPHERN, MATERIALISIERUNGEN, MACKTKONSTELLATIONEN«

4. JAHRESTAGUNG DES GRADUIERTENKOLLEGS 2227 »IDENTITÄT UND ERBE«

19. und 20. NOVEMBER 2020 / ONLINE

 

Identitäten werden durch konkrete Bezugnahmen auf Vergangenheit geformt. Diese Bezugnahme auf Vergangenheit, die von materieller oder auch immaterieller Gestalt sein kann, lässt sich als Praxis des Erbens begreifen. Allerdings wird diese Erbepraxis nicht durch stabile Erbebeziehungen geprägt, sondern stellt einen öffentlichen und konfliktdurchzogenen Aneignungsprozess dar. Mit einer Perspektivierung der ‚Praktiken des Erbens‘ sollen nun eben nicht die konkreten ‚Erinnerungsorte‘ (Pierre Nora), sondern die unterschiedlichsten sozialen und institutionalisierten Praktiken sowie die kulturellen Techniken der Bezugnahme auf Vergangenheit und Konstitution von Identität thematisiert werden.

 

Die Tagung findet aufgrund der derzeitigen Entwicklung hinsichtlich COVID19 online statt

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Anmeldemodalitäten: Um Anmeldung unter anmeldung(at)identitaet-und-erbe.org wird mit Angabe des vollständigen Namens und optional mit Institution bis einschließlich 10. November 2020 gebeten. Die Zugangsdaten und alle wichtigen Informationen zur Vorbereitung erhalten Sie vor der Konferenz per Email.

 

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»PRACTICES OF INHERITANCE – METAPHORS, MATERIALIZATIONS, POWER CONSTELLATIONS «

4TH ANNUAL CONFERENCE OF THE RESEARCH TRAINING GROUP 2227 »IDENTITY AND HERITAGE«19./20th NOVEMBER 2020 / ONLINE

 

Identities are formed through concrete references to the past. This reference to the past can be understood as a practice of inheritance, which can be of material or immaterial form. However, this inheritance practice is not shaped by stable inheritance relationships but represents a public and conflict-ridden process of appropriation. By taking a perspective on the ‚practices of inheritance‘, we would like to examine the diverse social and institutionalized practices and the cultural techniques of referring to the past and identity-construction.

 

The conference will take place online due to the developments regarding COVID19.

 

Registration: Please register at anmeldung(at)identitaet-und-erbe.org with your full name and optionally with your institutional affiliation until November 10, 2020. You will receive the access data and all important information for the preparation by email before the conference.

 

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Thursday, 19. November 2020

 

12.00 Gabi Dolff-Bonekämper & Hans-Rudolf Meier: Einführung

 

A: Erbe und Erben / Heritage and Inheriting (Moderator: Svenja Hönig)

 

12.20 Stefan Willer (Berlin): »Übertragungen: Erbe als Metapher, Metapher als Erbe«

13.00 Giorgia Aquilar (Venedig/Weimar): »Metaphors, Discourses, Becomings«

13.40 Bernd Euler-Rolle (Wien): »Denkmalpflege als Erbepraxis«

14.20 Pause / Break

 

B: Konflikte des Erbens und Nicht-Erbens / Conflicts of Inheriting and Non-Inheriting (Moderator: Aysegül Dinccag)

 

14.50 Elizabeth Sikiaridi (Höxter/Amsterdam): »Hybrid Heritage«

15.30 Robert Skwirblies (Berlin): »Das eingehegte Exotische. Wie außereuropäische Kulturgüter zu europäischem Kulturerbe wurden«

16.10 Anna Kutkina (Helsinki): »Inheriting Lenin? Decommunization and Multivocality in post-Euromaidan Ukraine«

16.50 Pause / Break

 

C: Materialisierungen und Diskursivierungen im städtischen Kontext / Materialization and discursifiation within the urban context (Moderator: Ortrun Bargholz)

 

17.20 Alexandra Klei (Hamburg): »Wie das Bauhaus nach Tel Aviv kam“ – Re-Konstruktion eines (deutschen) Narrativs«

18.00 Jörg Springer (Weimar/Berlin): »Verändern, um zu Bewahren: Bauen als Erbepraxis«

18.40 Verena von Beckerath (Weimar/Berlin): Filmvorführung »Two Houses (2019)« 

19.30 Ende 

 

Friday, 20. November: Erben als Kulturtechnik

 

09.00 Einführung / Introduction  

 

D: Auswählen und Bestimmen / Selecting and Determining (Moderator: Juliane Richter)

 

09.25 Mareike Späth (Hannover): »Wessen Erbe zählt?«

10.00 Raheem Oluwafunminiyi (Abere, Nigeria): »Inheriting an Artistic Legacy: The Duro Ladipo Museum at the CBCIU (Nigeria) and the Construction of Perpetual Image«

10.35 Break

 

11.05 Valerija Kuzema (Lüneburg): »Vom Kampf der Richtungen zum Kampf der Rezeptionen. Die Erben der sowjetischen Avantgarde«

11.40 Gruia Badescu (Konstanz): »Syncretic place-making: Architects, collective memory and cosmopolitan heritage in Sarajevo and beyond«

12.15 Mittagspause / Lunch Break

 

E: Beherrschen und Instrumentalisieren / Governing and Instrumentalizing (Moderator: Michael Karpf)

 

13.30 Ronny Grundig (Potsdam): »Nationale Kultur statt privates Erbe. Nachlässe britischer Landadeliger nach dem Zweiten Weltkrieg.«

14.05 Özge Sezer (Cottbus): »Village as Production: Inheriting the Planned Rural Settlements in Early Republican Elazığ, Turkey«

14.40 Pause / Break

 

F: Adaptieren und Infragestellen / Adaptation and Challenging (Moderator: Katharina Rotté)

 

15.10 Inge Manka (Wien): »Diskurs statt Heilung. Zu den Chancen, die Gestaltung von Erinnerungsorten nicht nur als (Er-) Lösungsinstrument zu sehen.«

15.45 Karolina Hettchen, Monique Jüttner (Cottbus): »Unterdenkmalstellung – eine Praktik des guten Wohnens? Zwei Berliner Siedlungen im Vergleich«

16.20 Julian Blunk (Berlin): »Walpoles Hand und Füsslis Fuß: Das Gespenst als kultureller Erblasser«

16.55 Diskussion

 

17.30 Ende

DIE KOLLEGIAT*INNEN STELLEN SICH VOR...
#2 MIT ELLEN PUPETER UND MICHAEL KARPF

Mit diesem Format wollen wir Ihnen die Kollegiat*innen des Graduiertenkollegs näher vorstellen und Ihnen einen Einblick in die entstehenden Arbeiten in unserem interdisziplinären Kolleg geben. Immer im Dialog zwischen den beiden Standorten Berlin und Berlin erzählen zwei unserer Doktorand*innen von ihren Forschungen und den Herausforderungen und Erkenntnissen aus dem Promotionsalltag.

ELLEN PUPETER (Berlin)
Ich habe Geschichte, Politikwissenschaften, Lateinamerikastudien und Public History studiert. Als Kollegiatin am Standort Berlin forsche ich nun zu internationalen Restitutionsdebatten im Kontext der Dekolonisierung. Dabei interessiere ich mich vor allem für kultur- und diskursgeschichtliche Zugänge.
--> mehr zu Ellen Pupeter

MICHAEL KARPF (Weimar)
Ich habe Soziologie, Politikwissenschaften und Gesellschaftstheorie studiert. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Standort Weimar schreibe ich meine Dissertation zur „Kritik der Erinnerungskultur am Ende personaler Zeugenschaft“, in der ich mich mit der Frage der Konstruktion der Holocaust-Erinnerung nach dem Versterben der letzten Zeug*innen beschäftige. Neben meinen Forschungsschwerpunkten im Bereich der Kultursoziologie (insbesondere populäre Medien und Kulturen) und Wissenssoziologie (insbesondere Gedächtnissoziologie) interessiere ich mich für Theorien der Gesellschaft, der Subjektivität sowie deren pathologische Erscheinungen in der Moderne. 
INSPIRATION
WAS NIMMST DU AN INSPIRATION AUS DEM ÜBERTHEMA "IDENTITÄT UND ERBE" MIT? WELCHE INTERDISZIPLINÄREN FORSCHUNGSANSÄTZE BEEINFLUSSEN DICH?
EP
„Identität“ und „Erbe“ sind zwei Begriffe, die mir bei der Durchsicht meiner Quellen ständig begegnen, weil in den postkolonialen Restitutionsdebatten der 1970er und 1980er Jahre sowohl die zurückfordernden Staaten wie auch jene, die im Besitz dieser Kulturgüter sind, diese Konzepte ganz bewusst aufriefen, um ihren Positionen Nachdruck zu verleihen. Die Frage für mich ist dabei immer, welche politischen Botschaften mit Hilfe dieser Begriffe transportiert wurden.
MK
Für mich stellen die beiden Leitbegriffe des Kollegs zentrale Ankerpunkte für meine Auseinandersetzung mit den Verschiebungen in der Erinnerungskultur des Holocaust nach dem Ende der personalen Zeugenschaft dar. Bietet der Begriff Erbe einerseits, die Möglichkeit die Verhandlungen von und den Umgang mit Zeugnissen der Überlebenden der Shoah seitens der erinnernden Gesellschaft und ihrer diversen Erbengemeinschaften in den Blick zu nehmen, so lässt sich mit dem Identitätsbegriff direkt an Fragen der Aneignung und (Um-)Deutung der geerbten Zeugnisse anschließen. Beide Begriffe sind für mich begriffliche Perspektiven auf die Prozesse der Konstruktion und Tradierung sozial geteilter Erinnerungen. Die Besonderheit des Zusammenkommens unterschiedlicher interdisziplinärer Begriffsdefinitionen, die das Kolleg zu bündeln versucht, ermöglicht es mir dabei die eigene soziologische Brille manchmal auch abzunehmen und Zusammenhänge neu und anders zu denken.


AKTUELL UND RELEVANT
WELCHE AKTUELLEN DEBATTEN SPIEGELN SICH IN DEINEM THEMA WIDER?

EP

Bei mir ist das ganz klar die gegenwärtige Diskussion über die Restitution von Kulturgütern. Ich versuche aber, mein Interesse an der aktuellen Thematik so weit wie möglich von der historischen Forschung abzugrenzen und möchte auch keinen Vergleich zwischen beiden Phasen der Auseinandersetzung in meiner Arbeit ziehen.
MK

In meinem Dissertationsprojekt spiegeln sich einerseits die seit den 1980er Jahren geführten Debatten um das Ende der Erinnerung der Shoah wider, die heute mit dem Versterben der letzten Zeug*innen nochmals aktualisiert werden. Dabei fällt mir immer wieder die Vielfalt, das Gelingen und Scheitern von kulturellen Bearbeitungsversuchen auf, um jenen Verlust zu substituieren und sichtbar zu halten. Man denke nur an gegenwärtige Formate der Erinnerung in Social Media, Videospielen oder neuen holographischen Präsentationsformen im musealen Kontext.

3
AUS DER PRAXIS
WIE LASSEN SICH DEINE ERFAHRUNGEN AUS FRÜHEREN PROJEKTEN / TÄTIGKEITEN IN DEIN PROJEKT EINBRINGEN?

EP

Ich habe mich während meines Masterstudiums „Public History“ schon viel mit Identitäts- und Erbe-Konzepten beschäftigt und vor Beginn des Dissertationsprojekts ein wissenschaftliches Volontariat im Museumsbereich absolviert. Die Kombination aus beidem hilft mehr jetzt sehr dabei, Aushandlungen über museales Kulturerbe besser nachvollziehen zu können.

MK

Mein Projekt hat tatsächlich nicht die eine Vorgeschichte, sondern speist sich aus sehr unterschiedlichen (persönlichen) Erfahrungen und wissenschaftlichen Vorarbeiten in meinem Studium, die einmal näher, einmal weiter entfernt zu meiner Dissertation stehen. Seit Beginn meiner Studienzeit war ich beispielswiese in unterschiedlichen Kontexten in der historisch-politischen Bildung tätig und nutze bis heute die Impulse aus den zivilgesellschaftlichen Initiativen und Institutionen für meine eigene Auseinandersetzung.

 

IST DIR IN DEINER FORSCHUNG ETWAS KURIOSES ODER BEEINDRUCKENDES BEGEGNET?

EP
Tatsächlich sind ganz viele der hochoffiziellen Schriftwechsel und Positionspapiere, die ich in meinen Akten finde, sehr erheiternd, unfreiwillig, natürlich. Da ist unser Bild von der knochentrockenen Diplomatie oft unzutreffend. Über besonders kuriose Funde tauschen wir Kollegiat*innen uns auch gerne mal aus, das klappt online schließlich wunderbar.

MK

Klar! Schon allein die Lektüre der oft unglaublichen Zeugnisse von Überlebenden des Holocaust bleibt für mich weiterhin und immer wieder sehr beeindruckend. Mehr als kurios wird es, wenn man dagegen die kulturelle Bearbeitung des Holocaust in jüngeren deutschen Filmproduktionen betrachtet und ihr das eigene Selbstverständnis einer ‚gelungenen‘ Aufarbeitung der Vergangenheit der Bundesrepublik entgegenstellt. Zwar kann auch hier kein Pauschalurteil gefällt werden – Ausnahmen bestätigen aber die Regel. Ein Beispiel: Die Benennung und Darstellung des Holocaust und insbesondere der Täter*innen unterscheidet sich meines Erachtens in vielen Details von frühen Produktionen in Westdeutschland der 1940er und 1950er Jahren kaum. Eine Kontinuität aus Verdrängungs-, Ausblendungs- und Verschiebungsprozessen, die bis in die Gegenwart hineinwirken.

Technische Universität Berlin
Fakultät VI – Planen Bauen Umwelt
Institut für Stadt- und Regionalplanung
Fachgebiet Denkmalpflege
DFG-Graduiertenkolleg 2227 »Identität und Erbe«
Hardenbergstr. 40a, 10623 Berlin

Sitz:
Ernst-Reuter-Platz 1, 10587 Berlin | BH-A 338
+49 (0)30 314-25385
simone.bogner@tu-berlin.de
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