Alexandra Klei (Berlin): Wer (neu) baut, soll bleiben: Synagogen in Nachkriegsdeutschland als Raum und als Symbol

Die Bedeutung von Synagogen lag/liegt nie allein in der Funktion, die sie für jüdische Gemeinden besitzen, sondern wird immer auch durch Zuschreibungen nichtjüdischer und/oder jüdischer Akteur:innen definiert. Nach dem Holocaust werden Synagogen-Neubauten als Zeichen von „Wiedergutmachung“ gelesen und mit „ausgepackten Koffern“ oder dem Wunsch „zu bleiben“ verknüpft; ihre Architektur mit unterstellten psychologischen Konstitutionen von Gemeinden bzw. ihrer Mitglieder gleichgesetzt: Eine geschlossene Wand steht für ihren Versuch, sich zurückzuziehen, ein unauffälliges, abgelegenes Gebäude für das Bedürfnis, nicht auffallen zu wollen.

Die Bedeutung von Synagogen lag/liegt nie allein in der Funktion, die sie für jüdische Gemeinden besitzen, sondern wird immer auch durch Zuschreibungen nichtjüdischer und/oder jüdischer Akteur:innen definiert. Nach dem Holocaust werden Synagogen-Neubauten als Zeichen von „Wiedergutmachung“ gelesen und mit „ausgepackten Koffern“ oder dem Wunsch „zu bleiben“ verknüpft; ihre Architektur mit unterstellten psychologischen Konstitutionen von Gemeinden bzw. ihrer Mitglieder gleichgesetzt: Eine geschlossene Wand steht für ihren Versuch, sich zurückzuziehen, ein unauffälliges, abgelegenes Gebäude für das Bedürfnis, nicht auffallen zu wollen. Derartige Zuschreibungen verbindet nicht nur, dass sie Aussagen zu einer jüdischen Identität nach dem Holocaust treffen wollen, sondern auch, dass sie die Möglichkeiten und Bedingungen, die eine nichtjüdische Gesellschaft zu Errichtung von Synagogen setzt, ausblenden.     
Der Vortrag wird diesen Möglichkeiten und Bedingungen sowohl für die SBZ/DDR als auch für die drei westlichen Besatzungszonen/der BRD in den ersten Jahrzehnten nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nachgehen und diese in ein Verhältnis zu den erfolgten Bedeutungskonstruktionen setzen. Im Anschluss soll (auch) danach gefragt werden, welcher Raum jüdischer Gegenwart und Geschichte in einer (städtischen) Öffentlichkeit zugewiesen ist.

Alexandra Klei ist Architekturhistorikerin und am Institut für die Geschichte der deutschen Juden in Hamburg assoziiert. Derzeit arbeitet sie an einer Monografie zum „Jüdischen Bauen“ nach 1945 in der BRD und der DDR. Weitere Forschungsschwerpunkte sind Post-Holocaust-landscapes, die Beziehungen zwischen Architektur und Erinnerung/Gedächtnis sowie die (Re-)Konstruktion der Weißen Stadt Tel Aviv. Sie gehört der Fachredaktion Theorie und Geschichte des Antisemitismus/der Shoah bei Medaon – Magazin für jüdisches Leben in Forschung und Bildung und dem Forscherinnenkollektiv Space and Holocaust Research an. Außerdem ist sie Kuratorin und Redakteurin für werkraum bild und sinn e.V., einem unabhängigen Ausstellungsprojekt für Fotografie und Videokunst in Berlin.

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