Gülsah Stapel

Vita

  • geb. 25.02.1983 in Lübeck, aufgewachsen in Hamburg
  • bis 2012 Studium der Stadt- und Regionalplanung an der TU Berlin (Dipl.-Ing.)
  • 2012–2014 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachgebiet Denkmalpflege der TU Berlin
  • 2014 bis 2016 Elternzeit
  • 2016-2019 wissenschaftliche Mitarbeiterin am DFG-Graduiertenkolleg „Identität und Erbe“
  • seit Mai 2020 wissenschaftliche Mitarbeiterin/Kuratorin für Outreach bei der Stiftung Berliner Mauer
  • Januar 2021: Berufung Jury Berliner Projektfonds Urbane Praxis
  • April 2021: Wissenschaftliche Aussprache zur Dissertation 
  • Juli 2021: Berufung in die Gedenktafelkommission Friedrichshain-Kreuzberg
  • Mai 2022: Berufung Jury der Kulturstiftung der Länder Projekt „Neues Sammeln“

Kontakt

Dr. Gülşah Stapel
(Kuratorin Outreach, Historisch-politische Bildung)
Stiftung Berliner Mauer
Marienfelder Allee 66/80, 12277 Berlin

Tel. +49 30 213 085 250
stapel@stiftung-berliner-mauer.de
www.stiftung-berliner-mauer.de

Recht auf Erbe in der Migrationsgesellschaft. Eine Studie an städtischen Erinnerungsorten türkeistämmiger Berlinerinnen und Berliner.

Mit seinen Bauwerken, Straßen, Plätzen und Objekten stellt der öffentliche Raum ein der Bevölkerung gemeinsames Erbe der Stadt dar, welches unterschiedlich, parallel und plural angeeignet und bespielt werden kann. Gesellschaftspolitisch organisierte Strukturen geben dieser Gleichzeitigkeit und Pluralität einen organisatorischen, aber auch inhaltlichen Rahmen. Insbesondere die handelnden Akteure der öffentlichen Erinnerungen, wie zum Beispiel Museen, Denkmalschutzämter, Archive, Gedenkstätten und kommunale Vertretungen, tragen im Auftrag der Gesellschaft und im Sinne der Allgemeinheit für den Umgang mit dem gemeinsamen Erbe der Stadt eine wirkungsmächtige Verantwortung. Sie wirken auf Narrative ein, moderieren gegebenenfalls zwischen den unterschiedlichen Akteuren, entscheiden welche Symbole im öffentlichen Raum gesetzt werden dürfen, welche bewahrt werden sollten und wie das Wissen hierzu produziert, bewahrt, vermittelt und zugänglich gemacht wird. Diese Akteure werden vermehrt kritisch beäugt, weil sie zwar gesellschaftlich beauftragt seien, sie ihre Aufgaben aber nicht im Sinne einer gerechten Allgemeinheitsvorstellung erfüllen würden. Die Kritiken beziehen sich inhaltlich insbesondere auf die unzulängliche Repräsentation der gesellschaftlichen Diversität sowie auf die zu wenig beachtete Verantwortung diskriminierende und rassistische Identitätszuschreibungen abzubauen. Den Diskurs zu diesen Kritiken bezeichne ich als Recht auf Erbe in der Migrationsgesellschaft. Ich versuche mit meiner explorativen Studie, die kritisierten Aspekte bei Erbekonstruktionen mitzudenken und gegenstandsorientiert die Möglichkeiten und Herausforderungen einer inklusiveren Erbepraxis anhand eines spezifischen Zugangs bisher marginalisierter Akteure herauszuarbeiten. Im Ergebnis wird man in dieser Arbeit stets zwischen dem erarbeiteten Erbewissen sowie den verschiedenen Erbekonstruktionen in Brechtscher Manier aus der Spirale zwischen Identität und Erbe herausgeworfen. Die vorgeschlagenen Argumente für ein gerechteres Recht auf Erbe in der Migrationsgesellschaft sind diskurstheoretisch, historisch und ethnographisch begründet, gleichzeitig aber unvermeidlich politisch. Im Ergebnis plädiere ich für neue narrative Rahmungen durch gegenstandsorientierte historische Forschung mit der Unterstützung durch neue Perspektiven und nicht durch Forschungen und Erbekonstruktionen für bestimmte vorgestellte Gruppen. 


Veröffentlichungen

  • Identität und Erbe. Der Mariannenplatz – ein Erinnerungsort türkischer Berliner, in: Vinken, Gerhard (Hg.), Das Erbe der Anderen, Denkmalpflegerisches Handeln im Zeichen der Globalisierung, Bamberg, (2015).
  • Die Kraft des Ortes bei der Erforschung von Erinnerungskulturen. In: Boesen, Elisabeth, Lentz, Fabienn (Hrsg.): Migration und Erinnerung. Migration et mémoire: Methoden und Konzepte der Forschung. Méthodes et concepts de recherche. Berlin, Münster u.a. (2010).
  • Leitfaden für interdisziplinäre, selbstbestimmte Studienprojekte im Lehrschwerpunkt „Historische Freiräume in der Stadt“, in: Steinbach, Jörg, Jansen-Schulz, Bettina, Gender im Experiment. Gender in Experience. Ein Best-Practice Handbuch zur Integration von Genderaspekten in naturwissenschaftliche und technische Lehre, Berlin, (2009).
  • Ist das türkisch oder kann das weg? in: Bogner/Dolff-Bonekämper/Meier, Instabile Konstruktionen, Berlin 2022.Welche Denkmale welcher Migration? in: Bogner/Butenschön/Elzanowski/Herold/Krepelin/Michler/Stapel, Denkmalwelten und Erbediskurse, Berlin 2021.
  • Entfernte Erinnerungen. Transnationale und globale Momente des Mauergedenkens, in: Posselt/Sälter/Wichmann (Hrsg.), Inszeniertes Leid. Das Gedenken an die Maueropfer im West-Berlin des Kalten Krieges. 100 Bilder und 9 Essays, Berlin 2021.

Kunst und Kultur

  • Kreuzberg Museum Ausstellungsmitarbeit und Beiratsmitglied „Ortsgespräche“ (2011/2012)
  • A.S. Berlin, Zusammenarbeit Redaktion mit Kirsten Algera NL, Kunstinstallationen im öffentlichen Raum und Ausstellung (2008)
  • Babylon Kino Mitte Ausstellung Kuration und Redaktion „StadtMenschGeheimnis“ (2007)
  • Grüner Salon Podiumsdiskussion Organisation und Moderation „Fremdes Erbe. Eigenes Erbe? Wie wichtig ist Kulturerbe für die Integration?“ (2007)
  • Artist Walk im Rahmen der KGB Kunstwoche für das Künstlerhaus Bethanien „Wer macht Kunst? Kreuzberger Erinnerungen“ (2016)