Wolfram Höhne

Vita

2020-2021 Outgoing Fellow des Graduiertenkollegs Identität und Erbe

2006-2016 Künstlerischer Mitarbeiter im Studiengang Medienkunst/Mediengestaltung (Bauhaus-Universität Weimar) und Lehrbeauftragter an der Kunsthochschule Kassel (Filmklasse, 2012); Lehrprojekte zum Dokumentar- und Wissensfilm

2005-2006 Leitung des Ausstellungsprojekts „Das Vermögen der Kunst (Goethe-Institut Tel Aviv, Kunsthaus Dresden) unter Beteiligung israelischer, deutscher und palästinensischer Künstler*innen (gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes)

2000-2005 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Vergleichende Literaturwissenschaften/Medien der Universität Erfurt, Künstlerische Projekte im öffentlichen Raum

1999-2000 Studium Freie Kunst an der Bauhaus-Universität Weimar


Kontakt

Bauhaus-Universität Weimar
Fakultät Architektur und Urbanistik
DFG-Graduiertenkolleg 2227 “Identität und Erbe”
D-99421 Weimar

Büro: Rudolstädter Str. 8 (Neuferthaus)
D-99428 Weimar

wolfram.hoehne[at]kunst-basis.org

Eine Erzählung als Denkmal. Die Methode der narrativen Rekonstruktion am Beispiel des Raumflug-Planetariums „Sigmund Jähn“ in Halle an der Saale.

Im Jahr 1978 eröffnete die Stadt Halle ihr Raumflug-Planetarium. Damals ist das Bauwerk in doppelter Hinsicht eine technische Innovation. Zeiss Jena nutzt das Planetarium, um eine neue Generation von Sternenprojektoren vorzustellen. Und es überrascht mit einer außergewöhnlichen Architektur. Seine ungewöhnliche Gestaltung verdankt das Gebäude einer Systembauweise, mit der dünnwandige Stahlbetonschalen als Fertigteile produziert zu Fassaden und Dächern zusammengesetzt werden. Im Laufe der Jahre wird das Planetarium für viele Hallenser zu einem wichtigen Teil ihrer Bildungsbiografie. Als ein Hochwasser den Bau im Jahr 2013 schwer beschädigt, entschließt sich die Stadtverwaltung zum Abbruch des inzwischen unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes. Bis heute ist diese Entscheidung umstritten. Weil der Verlust des Baudenkmals planvoll geschieht, wird die materielle und räumliche Beschaffenheit des Baukörpers nach denkmalrechtlichen Vorgaben erfasst. Undokumentiert bleibt hingegen jene Vergangenheit, die das Haus zu einem umstrittenen Erbe werden ließ.
Ausgehend von den institutionalisierten denkmalpflegerischen Verfahren stellt diese Dissertation eine alternative Methode für die Dokumentation bedrohter Baudenkmale vor. Methodische Kriterien für die Auswahl von Zeugnissen, deren Anordnung zu narrativen Strukturen und die Verwendung erzählender Textformen in historiografischen Texten werden entwickelt und anhand der Objektbiografie des Raumflug-Planetariums erprobt. Während die bauliche Hülle im Winter 2018 abgetragen wird, setzt der Autor die Bruchstücke des Überlieferten zu einem historiografischen Text zusammen. Rückwärts erzählend legt die Baubiografie verschiedene Zeitschichten frei. Beginnend mit dem Nachleben des Hauses an seinem ehemaligen Standort schildert der Autor den Umgang mit dem baulichen Erbe der DDR in der Nachwendezeit und führt die Leser*innen schließlich zurück an die Ursprünge moderner und sozialistischer Fortschrittsutopien. Widersprüchliche Narrative kommen dabei zur Darstellung. Den wissenschaftlich-technischen Faszinationen des Staatssozialismus werden die individuellen Lebensentwürfe von Einzelbiografien aber auch die nach der Wende dominierende Idee des Entsorgens von Altlasten gegenübergestellt.


Publikationen

Höhne, W.: Eine Erzählung als Denkmal. Die Methode der narrativen Rekonstruktion am Beispiel des Raumflug-Planetariums „Sigmund Jähn“ in Halle an der Saale, Weimar 2025.

Höhne, W.: Kulturerbe aktualisieren? Überlegungen zur künstlerischen Arbeit mit Denkmälern, in: Dolff-Bonekämper, G./ Herold, S./ Höhne, W./ Meier, H.R./ Roskamm, N.: Identität und Erbe. Konzepte, Konflikte, Konstruktionen, Basel/Berlin 2025.

Höhne, W.: Übersehenes Unrecht? Eine Geschichte der Anthropogenese-Ausstellung im Phyletischen Museum Jena, in: Höhne, W. et al. (Hg): Bodies in, als, von, mit, und ‚Identität und Erbe’, Weimar 2025.

Höhne, W./ Halili, A./ Piela, B./ Prebistero, M.C./ Juutistenaho, O./ Wegewitz, M/ Sellmann, A. (Hg): Bodies in, as, of, with, and ‘Identity and Heritage‘, Weimar 2025.

Höhne, W./ Barrientos, J.C./ Bournonville, N./ Dossin, F./ Groß, N./ Zenker, O (Hg.): With/Out Identity. Zur Frage von Identitätskonstruktionen in Raum, Erbe und Communities, Weimar, 2025.

Höhne, W./ Foerster, L./ Markert, M.: Menschen, Tiere, Irritationen. Erkundungen mit der Filmkamera im Phyletischen Museum, in: Dinccag Kahveci, A./Gegidze, M/ Lopez, P. S./ Vogl, J. (Hg.): Dinge, die verbinden, Weimar 2024.

Höhne, W./ Hajdu, M./ Jesse, D./ Dinccag Kahveci, A./ Karpf, M./ Torres Ruiz, M. (Hg.): Censored? Conflicted Concepts of Cultural Heritage, Weimar 2023.

Höhne, W.: Narrative Rekonstruktionen. Zur Historiografie eines abgebrochenen Bauwerks, in: Bogner, S./ Dolff-Bonekämper, G./ Meier, H.R. (Hg.): Instabile Konstruktionen, Weimar 2022.

Höhne, W./ Stemmler, A.: Durchleuchten: Spurensuche in Unterrichtsfilmen der DDR, in: Forster, B./ Klinger, K./ Markert, M. (Hg.): Sammlungsdidaktik. Die ‚nicht mehr neuen‘ Medien in den Universitätssammlungen, Weimar 2016.

Höhne, W.: Kunstpraxis als Projekt und Projektstudium, in: Taschitzky, T. (Hg.): Vom Labor zum Projekt, Weimar 2011.

Katz Ben Shalom, Y./ Herrmann, J./ Höhne, W./ Paeslack, A. (Hg.): Das Vermögen der Kunst, Köln 2008.

Bußejahn, F./ Herrmann, J./ Höhne, W./ Paeslack, A./ Suchy, S. (Hg.): ÄsthEthik. Was hat Kunst mit Armut zu tun?, Erfurt 2007.

Herrmann, J./ Höhne, W./ Paeslack, A.: Thesen zu Kunst und Öffentlichkeit, in: Schweppenhäuser, G. (Hg.): Philosophische Diskurse, Weimar 2005.

Höhne, W. (Hg.): Katzengold. Ausstellungskatalog in der Reihe „Wie konnte das Einhorn die Sintflut überstehen?” (Teil 5), Weimar 2003.

Herrmann, J./ Höhne, W./ Paeslack, A.: Die blaue Bank, in: Kretschmann, I.: Inspiration Moritzburg: Kunst im 20. Jahrhundert, Moritzburg 2001.


Filme

Menschen im Museum, Dokumentarfilm, 33 min, 2023

Lieder ohne Ort, Dokumentarfilm, 55 min, 2021

Elham – meine Musik für Afghanistan, Kinderfilm (ZDF-Redaktion: stark!), 15 min, 2014

Aus dem zweiten Leben, Filmprojekt über Exilbiografien jüdischer Architekt*innen (Mitarbeit im Center for Documentary Architecture), 2013-2017