Peter Geimer (Paris): Die Farben der Vergangenheit. Wie Geschichte zu Bildern wird

Die Vergangenheit ist unbeobachtbar. Man hat von ihr gehört oder gelesen, man erinnert sich an sie, sortiert ihre Hinterlassenschaften oder macht sich nachträglich ein Bild davon, was sie gewesen ist. Aber keine dieser Formen des Gedenkens stellt die Vergangenheit als solche wieder her.

Was wir von ihr wissen oder imaginieren, erfahren wir über Umwege: Erzählungen, Dokumente, Bilder, materielle Überreste. Zugleich ist das Vergangene aber nicht einfach abwesend: Spuren bleiben dauerhaft erhalten, Überreste drängen sich auf, Erinnerungen kehren ungefragt zurück. Vergangenheit entsteht also in einem komplexen Wechselverhältnis von Aneignung und Entzug, Vergegenwärtigung und Verschwinden, Anwesenheit und Abwesenheit. Vor diesem Hintergrund und am Beispiel von Fallstudien vom 19. Jarhhundert bis zur Gegenwart fragt der Vortrag nach der besonderen Bedeutung visueller Medien – Malerei, Fotografie, Film – für die Darstellung und Aneignung von Vergangenheit. Wo liegt ihr Potenzial an Veranschaulichung, wo ihre medienspezifischen Grenzen?

Peter Geimer (Prof. Dr.) studierte Kunstgeschichte, Neuere deutsche Literatur und Philosophie in Bonn, Köln, Marburg und Paris. Er promovierte zu Strategien der Nachträglichkeit in der Kunst des 18. Jahrhundert und forschte am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte Berlin, der Universität Konstanz, der ETH Zürich, der Universität Basel (Forschungsschwerpunkt „Bildkritik“) und an der Universität Bielefeld (Professur für Historische Bildwissenschaft und Kunstgeschichte). Seit 2010 ist er Professor für Neuere und Neueste Kunstgeschichte an der Freien Universität Berlin, wo er das DFG Graduiertenkolleg „BildEvidenz. Geschichte und Ästhetik“ leitete. Am 1. Oktober 2022 übernimmt Peter Geimer die Leitung des Deutschen Forums für Kunstgeschichte in Paris.

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