Laura Torreiter

Kurzvita

  • 2023: Dr. phil, Institut für Europäische Urbanistik (IfEU), Bauhaus-Universität Weimar
  • 2005-2011 Studium der Geographie, Kunstgeschichte und Indologie, Universität zu Köln


Kontakt

l.torreiter[at]gmx.de

Städtebauliche Aufwertung im Leipziger Osten: Migrant:innen als Pioniere beim Erwerb und der Sanierung von Baudenkmalen.

Die Revitalisierung des ehemals von Leerstand und Rückbau betroffenen Baubestandes wird im sozialen Feld der Stadterneuerung ausgehandelt. Die Positionen der Akteure im Feld sind durch ihre Ausstattung mit ökonomischem, sozialem und kulturellem Kapital bestimmt. Angehörige der Planungs- und Denkmalbehörden verfügen über institutionalisiertes Kulturkapital und stehen damit Autodidakten gegenüber. Baudenkmale können über ihre Funktion als Geldanlage und Wohnraum hinaus Status repräsentieren und symbolisch angeeignet werden. Durch das Aufgreifen von Potenzialen, wie Baudenkmalen, zuziehendem alternativen Milieu und migrantischer Ökonomie sollte eine sozioökonomische Stabilisierung und Imageverbesserung erreicht werden. Öffentliche Infrastrukturmaßnahmen und Denkmalausweisungen bereiteten eine Inwertsetzung durch externe Anlegende vor.      
In einer qualitativen Befragung wurden Erfahrungen von städtischen Mitarbeitenden und Fachleuten denen von lokalen migrantischen Hausbesitzenden und im Bereich Sanierung Tätigen gegenübergestellt. Migrantengruppen haben den Stadtraum in einer Phase vorherrschender Abwanderung für sich erschlossen. Strukturelle Benachteiligungen, wie Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt, ihre Ansässigkeit im sozial stigmatisierten Gebiet sowie geringes ökonomisches Kapital versuchten sie durch den Einsatz von sozialem Kapital auszugleichen. Sanierungen erfolgten mit hoher Eigenleistung und Rückgriff auf private Netzwerke. Mit der zunehmenden Forderung nach Verwendung hochwertiger Materialen werden Sanierungsleistungen nach ästhetischen und ökonomischen Kriterien bewertet. Bei der Vermarktung der Bestände durch professionelle Investierende findet die Sozialgeschichte des Stadtteils wenig Berücksichtigung, positiv besetzte Merkmale des Quartiers, wie Multikulturalität werden selektiv aufgegriffen. Der Anteil migrantischer Akteuren an der Entwicklung wird durch die Öffentlichkeit unzureichend anerkannt. Durch ihre Quartiersbindung leisten sie einen Beitrag zur ökonomischen und sozialen Stabilisierung. Mit ihrer Aufstiegsorientierung fördern sie in der Vermietungspraxis jedoch nur bedingt die Integration anderer Migranten und grenzen sich von statusniedrigen Gruppen im Quartier ab. Sie nehmen sich als erfolgreiche Vorreitende in einer heterogener werdenden ostdeutschen Stadtgesellschaft wahr und gehören zu den Initiierenden und Profitierenden der Inwertsetzung.


Veröffentlichungen

  • Torreiter, Laura (2015): Wenn Segregation Schule macht. Bildungsbenachteiligung im Leipziger Stadtbezirk Ost. In: Eckardt, Frank; Seyfarth, René; Werner, Franziska (Hrsg.): Leipzig – Die neue urbane Ordnung der unsichtbaren Stadt. Münster: Unrast-Verlag, 163–178.
  • Torreiter, Laura (2022): Konstruktion von Aufwertung: Die Rolle lokaler Akteure und deren Instrumentalisierung im Stadterneuerungsprozess des Leipziger Ostens. In: Bogner, Simone; Dolff Bonekämper, Gabi; Meier, Hans-Rudolf (Hrsg.): Instabile Konstruktionen. Interdisziplinäre Forschungen zu »Identität und Erbe«. Weimar: Bauhaus-Universitätsverlag, 248–260.
  • Torreiter, Laura (2023): Städtebauliche Aufwertung im Leipziger Osten: Migrant:innen als Pioniere beim Erwerb und der Sanierung von Baudenkmalen. Dissertation. Weimar.
  • Wiest, Karin; Torreiter, Laura; Kirndörfer, Elisabeth (2021): The Role of Natio-Ethno-Cultural Difference in Narratives of Neighbourhood Change – An Arrival Area in the East German Context. In: Tijdschrift voor Economische en Sociale Geografie 113, 1, 19–34.