Tilman Walther: Original Bunzlauer – Keramik als Metapher für Identität, Migration und Trauma (GER)

Wie viel Geschichte und wie viele Geschichten können Gegenstände erzählen? Unendlich viele wahrscheinlich. Über Bunzlauer Keramik, einem Produkt Schlesiens, und ihrer mindestens dreigeteilten Migrationsgeschichte zwischen BRD, DDR und Polen kann eine Menge erzählt werden: Eingepresst, gedreht, bemalt und gestempelt waren die Produkte dieses Namens Bedeutungsträger teils antagonistischer Identitätsproduktionen und ihrer kontextabhängigen Geneseerzählungen.

Nützlich jeweils für Neuanfänge nach 1945: Als Opfer- oder Held*innengeschichten – immer aber mit dem Auge auf eine genuine und/oder historische Gestaltungsprovenienz, die Zeugnis über Herkunft und Erbe ablegen kann. Mit diesem Vortrag sollen diese Geschichten und Geschichtserzählungen miteinander verglichen und miteinander in den Kontext gesetzt: Anhand von Eierbechern, Kuchentellern, Kaffeekrügen, Blumenwiesen und Pfauenaugen. 

Tilman Walther lebt und arbeitet in Hamburg und ist als Künstler und Kurator tätig und schreibt und spricht zu Partizipation und Inklusion in musealer Kulturproduktion und zu Geschichts- und Opfernarrationen der frühen BRD, hier vor allem anhand der Denk- und Mahnmalproduktion des Verbandes der Heimkehrer. Seit 2020 leitet er zusammen mit Nina Lucia Groß den Freiraum im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg als Raum für Partizipation und Diskurs. Gemeinsam mit ihrem Team konzipieren, kuratieren sie Veranstaltungs- und Diskursprogramm zur politischen und kulturellen Bildung im Freiraum. Im Mittelpunkt stehen dabei Fragen der Mitgestaltung: (Mit)Gestaltung von Zusammenleben, Geschichtsschreibung und gemeinsamer Gegenwart, Stadtraum, Konflikt und Kooperation. Tilman Walther ist Promovend an der Hochschule für bildende Künste Hamburg.

Bauhaus-Universität Weimar
Marienstraße 13c, Hörsaal B
Beginn: 18.45