Antonia Kölble

Kurzvita
- 2022–2025: Assoziierte Wissenschaftlerin am DFG-Graduiertenkolleg 2227 “Identität und Erbe”
- seit 2023: Promotionsstipendiatin des Cusanuswerks – Bischöfliche Studienförderung
- 2022–2023: Promotionsstipendiatin der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar
- 2022: Lehrbeauftragte der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar, Institut für Musikwissenschaft
- seit 2022: Doktorandin unter der Betreuung von Prof. Dr. Tiago de Oliveira Pinto (UNESCO-Chair on Transcultural Music Studies Weimar)
- 2014–2022: Studium der Musikwissenschaft, Transcultural Music Studies und Interkulturelles Musik- und Veranstaltungsmanagement, Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar und Friedrich-Schiller-Universität Jena
Kontakt
antonia.koelble[at]hfm.uni-weimar.de
ÁGUA MÚSICA FOGO | WASSER MUSIK FEUER: DIE FOLGEN DES KLIMAWANDELS FÜR DAS NATÜRLICHE MUSIKALISCHE ERBE VON CURURU UND SIRIRI IM FEUCHTGEBIET PANTANAL VON CORUMBÁ UND LADÁRIO (BRASILIEN) [ARBEITSTITEL]
Cururu und Siriri sind zwei Musikgattungen, welche aus dem brasilianischen Pantanal stammen. Dieses ist ein saisonal pulsierendes Feuchtgebiet, das sich im Westen Brasiliens befindet. Seit dem Jahr 2019 ist das artenreiche Biom von wiederkehrenden Dürren und verheerenden Flächenbränden betroffen, die sich auf die kulturellen Praktiken der Region auswirken.
Der Fokus meiner Forschung liegt auf den Wechselwirkungen zwischen den musikalischen Praktiken von Cururu und Siriri und dem Biom Pantanal. Diese beiden Elemente wurden durch die brasilianische Kulturerbeinstitution IPHAN und die UNESCO zum lebendigen Kulturerbe und Naturerbe erklärt. Aufgrund ihrer tiefgreifenden Wechselwirkungen betrachte ich sie als ein Öko-Musik-System, oder anders ausgedrückt, als ein natürliches musikalisches Erbe.
In dieser Studie untersuche ich den Einfluss des Klimawandels auf das natürliche musikalische Erbe der Region. Sie bildet die Grundlage für die Diskussion möglicher Reparationen für Klimaverluste und -schäden für Kulturträger sowie die Förderung des Erhalts der Tradition. Im Gegensatz zu Natur- und materiellem Kulturerbe sind die Folgen des Klimawandels auf lebendiges Kulturerbe aufgrund ihres immateriellen Charakters schwieriger messbar und weniger offensichtlich. Diese Thematik wurde bisher nur unzureichend erforscht.
Daher werde ich die Folgen von Dürren, Feuern und Rauch auf das musikalische Erbe und seine Ausübenden untersuchen. Dies erfolgt anhand von teilhabenden Beobachtungen und qualitativen Interviews mit Kulturträgern, welche ich während Feldforschungsaufenthalten in Corumbá und Ladário in den Jahren 2017 und 2024 durchführte. Die Untersuchung erstreckt sich folglich auf den Zeitraum vor sowie während der dramatischen Dürren und Brände, die seit 2019 aufgetreten sind.
Vorläufige Ergebnisse zeigen, dass sich Dürren, Feuer und Rauch vielfältig auf die Gesundheit und die Arbeitsbedingungen der Kulturschaffenden und Instrumentenbauer auswirken. Darüber hinaus beeinflussen sie die Rezeption und den Inhalt von Cururu- und Siriri-Gesängen sowie die kulturelle Bedeutung des Bades des Heiligen Johannes, einem Ritual in Corumbá und Ladário in welchem Cururu und Siriri eine bedeutende Rolle spielen.
Das Ziel meiner Forschung besteht darin, zu verdeutlichen, inwiefern ökologische Prozesse und kulturelle Praktiken miteinander verwoben sind und sich gegenseitig gestalten. Die beschriebenen Phänomene überschreiten folglich die konzeptuellen Grenzen von Natur- und lebendigem Kulturerbe. Das übergeordnete Ziel der vorliegenden Arbeit besteht darin, ein Bewusstsein für die Auswirkungen des Klimawandels auf kulturelle Praktiken zu schaffen, welche wiederum menschliche Werte sowie das tägliche Leben von Personen beeinflussen.
Segue abaixo a tradução para a língua portuguesa. Eine Übersetzung ins Portugiesische finden Sie unten.
Veröffentlichungen (aktuell)
“The Brazilian Pantanal as an Ecomusicosystem”, in: Zeitrschrift für Kulturmanagement und Kulturpolitik 9/2, 2023, p. 85–112, doi:10.14361/zkmm-2023-0204
„Musik(wissenschaft) in Zeiten des Klimawandels“, 2021, online: https://jimdo-storage.global.ssl.fastly.net/file/63de9bb9-8e45-4167-bb84-1a95836e40a9/DVSM_Roundtable_Musik%20und%20Klima_final.pdf
VORTRÄGE
“Drought and fires in the Brazilian Pantanal: How to identify climate-induced damage to intangible cultural heritage and appropriate reparations?”. Vortrag auf der Konferenz An Interdisciplinary Perspective on Heritage Reparations: Responding to Climate-Induced Damages, Universiteit Leiden, Leiden (Niederlande), 2025.
“El Pantanal brasileño como sistema ecológico-musical. Un estudio de caso en el área de la ecomusicología”. Keynote-Vortrag auf dem Tag der Musikwissenschaft zum Thema Music, Ecology and Environment, Universidad del Valle, Cali (Kolumbien), 2024.
“The musical heritage of the Brazilian Pantanal and the 2020 wildfires. First observations on an ecomusicosystem affected by climate change”. Vortrag auf der Konferenz Musik und Klimawandel. Künstlerisches Handeln in Krisenzeiten, Folkwang Universität der Künste, Essen 2023.
„Die Krachinstrumente der Narren am Oberrhein“. Posterpräsentation auf der Konferenz Instrumentenforschung 2.0, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle 2021.
AUSSTELLUNGEN
Água Pantanal Fogo: Untermalung der Fotoausstellung von Lalo de Almeida and Luciano Candisani in der brasilianischen Botschaft Berlin durch Umweltklänge, 2025. Die Tonaufnahmen entstanden 2024 während eines Forschungsaufenthaltes im Pantanal.
Klingende Objekte. Musikinstrumente aus 10 Jahren Transcultural Music Studies Weimar-Jena:Musikinstrumentenausstellung an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, 2019. Im Rahmen des Seminars „Klingende Objekte“ von Prof. Dr. Tiago de Oliveira Pinto und Dr. Juliane Stückrad.