Aysegül Dinccag Kahveci

Kurzvita

  • Geboren 1985 in Istanbul.
  • Studium der Architektur an der Universität der Künste Berlin, 2004–2010
  • Diplomarbeit 2010: Die Geschichte der „Gecekondu“ in der Türkei – Ein alternativer Entwurf für die soziale und architektonische Umgestaltung der informellen Siedlung „Karanfilköy“ in Istanbul im Rahmen von Stadterneuerungsprojekten
  • Teilnahme an Stadterneuerungsprojekten in Istanbul, 2011
  • Mitarbeit in diversen Berliner Architekturbüros, seit 2012
  • Mitglied der Architektenkammer Berlin, freiberufliche Architektin, seit 2014
  • Design Thinking, DSchool, Hasso-Plattner-Institut, Potsdam, 2015–2016
  • Mitbegründerin des Luftmenschen Kollektivs, 2016
  • Gründerin des Siebdruckateliers Das Papel Studio, Berlin, 2017–2019
  • Mitglied des DFG-Kollegs 2227 Identität und Erbe, 2019–2023
  • Abschluss der Dissertation, Dr. des. (summa cum laude), 2025
  • Derzeit: Wissenschaftliche Mitarbeiterin im TAM Museum (tam-museum.org)

Kontakt

ayseguldinccag[at]gmail.com

Re-Claiming the Localities of Imbros: The Role of ‘Heritage’ in the Reconstruction of Local Houses in Gökçeada 

Die Dissertation „Re-Claiming the Localities of Imbros: The Role of ‘Heritage’ in the Reconstruction of Local Houses in Gökçeada“ untersucht die räumlichen und sozialen Prozesse auf der Insel Imbros/Gökçeada, wo Mitglieder der vertriebenen griechischen Bevölkerung nach Jahrzehnten der erzwungenen Vertreibung begonnen haben, in ihre Heimat zurückzukehren und ihre Familienhäuser wieder aufzubauen. Während der Wiederaufbau auf den ersten Blick eine Frage der Architektur oder technischen Konservierungspraktiken zu sein scheint, zeigt diese Studie, dass Wiedererrichten eine tief soziale und materielle Praxis des Erbens ist, geprägt von umstrittenen Geschichten, Vertreibung, Bürokratie, Erinnerung und geopolitischen Dynamiken. 

Die Forschung verfolgt zwei zentrale Ziele: Erstens wird Erbe als Praxis als relationales Phänomen verstanden, eingebettet in breitere sozial-politische, historische und materielle Kontexte. Zweitens werden die offiziellen Konservierungsvorschriftenproblematisiert, die die laufende Anpassung der lokalen Steinhäusern in griechischen Dörfern einschränken, wobei untersucht wird, wie diese regulatorischen Rahmenbedingungen mit gelebten Praktiken der Rückkehr interagieren. Auf diese Weise verlagert die Studie den wissenschaftlichen Fokus von statischen, typologischen Auffassungen der vernakulären Architektur hin zu einer Analyse von Erbe als material-diskursive Praxis, die sich in der Gegenwart entfaltet.

Methodisch kombiniert das Projekt architektonische Analysen mit ethnographischer Feldforschung, Archivarbeit und einer kritischen Untersuchung von Erbe als Praxis, um die sich entwickelnden und vielschichtigen Prozesse des Wiederaufbaus zu erfassen. Dieser interdisziplinäre Ansatz spiegelt eine breitere Bewegung in den Geistes- und Gestaltungswissenschaften wider, die relationales, menschenzentriertes Verständnis von Raum und Erbe betont.

Indem lokale Steinhäuser als dynamische Infrastruktur von Verhandlung, Anpassung und praktiziertem Erben statt als Relikt einer verlorenen Vergangenheit neu gefasst werden, leistet die Dissertation einen Beitrag zu kritischen Erbestudien, Architektur sowie Debatten über Nachhaltigkeit, Identität und Zugehörigkeit. Obwohl sie im spezifischen Kontext von Imbros/Gökçeada verankert ist, sind ihre Erkenntnisse auch für andere post-konfliktäre und vertriebene Kontexte von Bedeutung, in denen Erbe, Heimat und räumliche Gerechtigkeit aktiv ausgehandelt werden.

Publikationen (Auswahl)

  • Vogl, J., Dinççağ Kahveci, A., Gegidze, M., & Santacana López, P. (2025). Dinge, die verbinden (Vol. 5). Bauhaus-Universitätsverlag. DOI: 10.25643/dbt.59542.
  • Dinççağ Kahveci, A. (2024). “The ‘Museum House’ Phenomenon of Imbros: Unofficial Heritage Practices of Seasonal Returnees in Imbros/Gökçeada.” In Sezer, Ö., Egbers, V. (Eds.), The Making of Identity through Rural Space. Birkhäuser Verlag. DOI: 10.1515/9783035627909-006
  • Dinççağ Kahveci, A., et al. (2023). Censored?: Conflicted Concepts of Cultural Heritage (Vol. 4).  Bauhaus-Universität Verlag. DOI: 10.25643/bauhaus-universitaet.4927.
  • Dinççağ Kahveci, A. (2022). “The Appropriation of Traditional Houses of Imbros/Gökçeada.” In HERITAGE2022 Proceedings of the International Conference on Vernacular Heritage: Culture, People and Sustainability. DOI: 10.4995/heritage2022.2022.15722.
  • Vollständige Publikationsliste auf Anfrage oder über ResearchGate verfügbar [https://www.researchgate.net/profile/Ayseguel-Kahveci-2]

Vorträge (Auswahl)

  • 2025 – Ringvorlesungsreihe der DFG-Graduiertenkolleg “Identität und Erbe” (TU Berlin) – “Heritage-making as an Act of Resistance” [EN]
  • 36th CIHA Congress (Lyon) – Rethinking the Role of Ruins in Heritage-making [EN]
  • 2023 – VI CHAM Conference (Lisbon) – Contested Heritage Communities of Imbros/Gökçeada [EN]
  • 2023 – DKG’23 – 62. Deutsche Kongress für Geographie (Frankfurt) – August in Imbros/Gökçeada: Heimkehr von der imbrischen Diaspora-Gemeinde [DE]
  • 2022 – ACHS 6th International Conference of Critical Heritage Studies (Santiago de Chile) – From Imbros to Gökçeada: Heritage Practices in the Reconstruction of Local Houses [EN]
  • 2022 – HERITAGE2022 International Conference (Valencia) – The Appropriation of Traditional Houses in Imbros/Gökçeada [EN, paper, poster]
  • 2022 – 14th Manifesta Biennial (Pristina) – Panel speaker: Negotiating Storytelling: Heritage Constructs as Contested Narrative Devices [EN]
  • 2021 – BTU Cottbus-Senftenberg International Symposium (Online) – The “Müze Ev” of Imbros: Unofficial Heritage Practices of Seasonal Returnees [EN, paper]
  • 2020 – ACHS 5th Biennial Conference (Online) – Local Identity in a Global Age: Case Study of Imbros [EN, poster]
  • Vollständige Liste der Vorträge auf Anfrage erhältlich