Bauhaus-Universität Weimar
Fakultät Architektur und Urbanistik
DFG-Graduiertenkolleg 2227 „Identität und Erbe“
D-99421 Weimar
Sitz: Hauptgebäude Bauhaus-Universität | Raum 113
Geschwister-Scholl-Straße 8a | D-99423 Weimar
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Für die Konstruktion neuer urbaner Identitäten werden in vielen Städten Europas neben Rekonstruktionen auch vermehrt Bodendenkmale archäologisch konserviert und mit moderner Architektur in Szene gesetzt. Diese Entwicklung ist besonders in einigen von Nachkriegsplanungen und Flächenabbrüchen geprägten Großstädten Deutschlands signifikant. Trotz des Booms der Stadtarchäologie seit den 1990er Jahren ist das Nachdenken über den Umgang mit archäologischen Denkmalen in Städten außerhalb des antiken Kulturkreises ein vergleichsweise junges Phänomen, zu dem bislang kaum größere wissenschaftliche Untersuchungen vorliegen. In den bisherigen internationalen Tagungen zu dem Thema wurden lediglich lokale Denkmalkonzepte vorgestellt, ohne dass es zu einer größeren Synthese und fundierten Theoriebildung kam.
Aus diesem Grund möchte das Dissertationsprojekt der Frage nachgehen, wie archäologische Denkmale im Stadtraum (re-)konstruiert und inszeniert werden, um lokale Identitäts- und Geschichtsräume zu erschaffen. Welche stadtgestalterischen Ansätze lassen sich dabei verfolgen? Was für Narrative werden dabei erzeugt und wie gestaltet sich deren Rezeption?
Anhand einer Analyse der Diskursgeschichte und publizierten Argumentationsstrategien der ausführenden Akteure soll der Weg der Denkmalwerdung nachgezeichnet werden: Das Vorwissen um diese, die Freilegung und Konservierung, bis hin zur Herrichtung und In-Wert-Setzung. Hierbei sollen bestimmte Muster erfasst werden, die vorgeben, welche Strukturen und baulichen Relikte im Stadtraum erhalten bleiben und welche nicht. Mit dem interdisziplinären Ansatz dieser Arbeit soll ein Beitrag geleistet werden, die klassische Dichotomie von Bau- und Bodendenkmalen in Städten zu überwinden, die einer urbanistischen und gesamtdenkmalpflegerischen Betrachtung auf stadtarchäologische Phänomene, abseits einer reinen Befundauswertung, oft im Wege stand.