Markus Böick (Bochum): Die Treuhand und kein Ende? Zur Geschichte und zum Nachleben eines ostdeutschen Negativ-Mythos

Universitätsbibliothek der TU und UDK Berlin
Fasanenstraße 88
Raum Bib 014

Die Treuhandanstalt war eine der umstrittensten Organisationen in der deutschen Geschichte. Als »größtes Unternehmen der Welt« führte sie einen Vermögensumbau von bisher unbekanntem Ausmaß durch. Zwischen kollabierendem Realsozialismus und sich globalisierendem Kapitalismus überführte ihr Personal die »volkseigenen« Betriebe der DDR vom Plan zum Markt. Verkäufe an zumeist westdeutsche Investoren, Branchenabwicklungen und Massenentlassungen prägten ihre krisengeschüttelte Geschäftspraxis nicht weniger als wütende Proteste, politische Kontroversen und öffentliche Skandale.
Jenseits zeitgenössischer Bewertungen als alternativlosem »Erfolg« oder neoliberale »Abwicklung« wirft Marcus Böick erstmals einen zeithistorischen Blick auf den widersprüchlichen Auftrag des Wirtschaftsumbaus und rückt dessen Personal in den Fokus. An der Schnittstelle von Wirtschafts- und Kulturgeschichte zeichnet der Autor mit präzisem Blick die zugrundeliegenden Ideen, den dynamischen Organisationsalltag und die facettenreichen Erfahrungen der Mitarbeiter nach, die die Transformation so maßgeblich wie unvorbereitet mitgestaltet haben.

Dr. Marcus Böick studierte Geschichte, Politikwissenschaft, Soziologie und Sozialpsychologie an der Ruhr-Universität Bochum. 2010 war er Koordinator des Projektes zur Geschichte der Bundesstiftung „Erinnerung, Verantwortung, Zukunft (EVZ)“, ebenfalls seit 2010 war er Lehrbeauftragter am Historischen Institut. Von 2011-2014 war er Stipendiat der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Berlin, von 2014-2016 arbeitete er als wiss. Mitarbeiter an der Professur für Zeitgeschichte. Im Juni 2016 wurde er promoviert über das Thema „Manager, Beamte und Kader in einer Arena des Übergangs. Eine Ideen-, Organisations- und Erfahrungsgeschichte der Treuhandanstalt und ihres Personals, 1990-1994“. Die Dissertation erschien 2018 unter dem Titel Die Treuhand. Idee – Praxis – Erfahrung 1990-1994“. Seit Oktober 2017 ist er akademischer Rat a.Z. am Historischen Institut der Ruhr-Universität Bochum.