Scarlett Wilks

Kurzvita

  • Seit 2023 Assoziierte Kollegiatin am DFG-Graduiertenkolleg 2227 „Identität und Erbe“, Technische Universität Berlin
  • Seit 2022 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Stadt- und Regionalplanung, Fachgebiet Städtebauliche Denkmalpflege und Urbanes Kulturerbe, Technische Universität Berlin
  • 2021–22 Wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-Projekt „Architektur- und Planungskollektive der DDR – Institutionelle Strukturen und kreative Prozesse in der sozialistischen Architekturproduktion“ am Kompetenzzentrum für Denkmalwissenschaften und Denkmaltechnologien (KDWT), Otto-Friedrich-Universität Bamberg
  • 2019–21 Masterstudium Denkmalpflege, Otto-Friedrich-Universität Bamberg
  • 2016–19 Bachelorstudium Kultur und Technik/Kunstwissenschaft, Technischen Universität Berlin

Kontakt

Scarlett Wilks, M.A.

Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Technische Universität Berlin
Fakultät VI | Institut für Stadt- und Regionalplanung
Fachgebiet Städtebauliche Denkmalpflege und urbanes Kulturerbe
Hardenbergstr. 40a 
10623 Berlin

Raum B 119  | Tel.: +49(0)30 314 28075

scarlett.wilks@tu-berlin.de

„Vergessen, Verdrängen, Unterdrücken – Lost Cities in den deutschen Braunkohlerevieren“ 

In dem Dissertationsprojekt “ Vergessen, Verdrängen, Unterdrücken – Lost Cities in den deutschen Braunkohlerevieren“ (Arbeitstitel) untersuche ich die Beziehung zwischen materiellem Kulturerbe und Konzepten des Vergessens basierend auf klassischen Texten der Memory Studies (vgl. Halbwachs; Nora; Assmann; Connerton). Ausgehend von der Erkenntnis, dass Vergessen ebenso wie Erinnern ein integraler Bestandteil des Gedächtnisses ist, untersucht die Arbeit, wie sich auf kollektiver Ebene Vergessen am Objekt artikuliert.  Dabei wird die Frage gestellt, wie das Nicht-Erinnern auf die Konstruktion von kulturellem Erbe und dem kollektiven Gedächtnis Einfluss nimmt. Der interdisziplinäre Forschungsansatz zieht Erkenntnisse und Methoden aus der Gedächtnisforschung, der Soziologie und der Denkmalpflege heran.

1998 schrieb der Ethnologe und Anthropologe Marc Augé in Formen des Vergessens (Les Formes de l’oubli): „[…] sag mir, was du vergessen hast, und ich sage dir, wer du bist.“ Demnach ist das Vergessen ein individueller Akt, der Rückschlüsse über eine Person und deren soziale Prägung geben kann. Über diese Annahme hinausgehend lege ich meiner Arbeit die These zu Grunde, dass man über das Vergessen von Gesellschaften ebenfalls Rückschlüsse über deren Werte, Normen und vor allem Vergangenheitsbezüge ziehen kann. Aleida Assmann beschreibt das kollektive Gedächtnis als etwas, das in Abhängigkeit von politischen Gemeinwesen steht, das schließt in einer Demokratie den Staat, aber auch die Bürger*innen, die Künstler*innen, die Parteien und die Medien ein (Assmann 2020). Daher lässt sich bei der Untersuchung kollektiven Vergessens als Teil des kollektiven Gedächtnisses etwas über das Gemeinwesen erfahren. 

Konkret untersucht mein Dissertationsvorhaben anhand von Lost Cities in den drei großen deutschen Braunkohlerevieren, wie sich kollektives Vergessen auf materieller Ebene zeigt: Lausitzer Braunkohlerevier, Mitteldeutsches Braunkohlerevier, und Rheinisches Braunkohlerevier. In meiner Arbeit verstehe ich die Ortsbewohner*innen und involvierten Akteur*innen als eine soziale Gruppe. Interessant für meine Arbeit sind die verschiedene Kollektiven Gedächtnisse innerhalb einer Gruppe und die Frage, wer in den Orten eigentlich was erinnert, und wer was vergisst, da davon auszugehen ist, dass hier eine Mehrschichtigkeit vorherrscht. Eine weitere Ebene meiner Untersuchung ist die Temporalität des Vergessens, da dieses nicht statisch, sondern etwas prozesshaftes ist und Erinnerungen wiederentdeckt oder einst Erinnertes wieder vergessen werden kann. 

Das Ziel der Dissertation ist es im Gegensatz zur gängigen Forschung zu Kulturerbe, die meist dessen Konstruktion aus der Perspektive des Erinnerns betrachtet, explizit den Fokus auf Vergessen zu legen. Auf der Ebene der Objekte werden die Orte im Zusammenhang ihrer räumlichen und historischen Beziehungen untersucht. Dabei werden folgende Fragen gestellt: Wie zeigen sich auf materieller Ebene Spuren des Verlassens und Vergessens? Wie beeinflussen Transformationsprozesse wie die Deindustrialisierung lokale Identitäten, ihr Selbstverständnis und Verhältnis zur Vergangenheit zwischen Vergessen und Erinnern.


Publikationen und Beiträge

Das Kollektiv. Formen und Vorstellungen gemeinschaftlicher Architekturproduktion in der DDR (zusammen mit Stefanie Brünenberg, Harald Engler, Dirk Florian Fordtran, Stephanie Herold und Sophie Stackmann), Berlin 2022.

Kollektiv und Kollaborativ. Positionen gemeinschaftlichen Arbeitens in der Architektur und Planung vom 20. Jahrhundert bis zu Gegenwart (Hrsg. zusammen mit Harald Engler und Stephanie Herold), Bamberg 2022.

In Szene gesetzte Planungskollektive. Eine Untersuchung fotografischer Darstellungen aus der DDR, in: Das Kollektiv. Formen und Vorstellungen gemeinschaftlicher Architekturproduktion in der DDR (zusammen mit Stefanie Brünenberg, Harald Engler, Dirk Florian Fordtran, Stephanie Herold und Sophie Stackmann), Berlin 2022, S. 140–161.

Kreativität im bürokratischen Apparat? Exemplarische Analyse von zwei Planungsprozessen (zusammen mit Sophie Stackmann), in: Das Kollektiv. Formen und Vorstellungen gemeinschaftlicher Architekturproduktion in der DDR (zusammen mit Stefanie Brünenberg, Harald Engler, Dirk Florian Fordtran, Stephanie Herold und Sophie Stackmann), Berlin 2022, S. 176–197.

Architektur- und Planungskollektive der DDR: Strukturen und Prozesse in der sozialistischen Architekturproduktion (zusammen mit Sophie Stackmann), KDWT-Bericht 2021–22, Bamberg 2023.