Klára Ullmannová (Prague): Der Gegenwartsdiskurs über die „Nachkriegsarchitektur“ in Tschechien

Der Vortrag zeichnet die diskursiven Argumentationsmuster nach, mit denen das Erbe der „Nachkriegsarchitektur“ von verschiedenen Akteur:innen abgelehnt oder aufgewertet wird. Welche Strategien werden dafür genutzt? Welche Werte vertreten die verschiedenen Akteur:innen und üben sie auf diese Weise eine Zensur anderer Sichtweisen aus, die letztlich zur Entwertung des Kulturerbes bestimmter Zeiträume führt?
Erst in den vergangenen 15 Jahren begann in Tschechien die Auseinandersetzung mit der Frage, welche Werte das Kulturerbe der Architektur aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verkörpert. Seitdem konnten mehrere Bauwerke aus dieser Zeit unter Denkmalschutz gestellt werden. Andere, ebenfalls als wertvoll einzuschätzende Bauwerke der „Nachkriegszeit“ erhielten keinen Schutzstatus. Trotz zahlreicher Initiativen für ihre Erhaltung verfallen diese Bauwerke, verlieren durch Sanierungsmaßnahmen ihre Besonderheiten oder werden abgebrochen.
Im Umgang mit diesen Bauwerken sind die Meinungsverschiedenheiten der verschiedenen Interessengruppen heute nahezu unüberbrückbar und das Vorgehen der Denkmalpflege erscheint zunehmend zweifelhaft. Während die Behörden als Entscheidungsträger nur sehr zögerlich dazu bereit sind die „Nachkriegsarchitektur“ in die Liste des Kulturerbes aufzunehmen, unterstreicht die Forschung deren besondere Bedeutung in zahlreichen Projekten. Ähnlich gespalten ist die öffentliche Meinung über diese Architektur. Vorgestellt werden vorläufige Ergebnisse aus einem laufenden Forschungsprojekt.