Dinge, die verbinden: Objekte und Erbekonstruktionen (6. Jahrestagung)

Die diesjährige Jahrestagung des Graduiertenkollegs lenkt den Fokus auf die Objekte, die bei der Erforschung von Erbe- und Identitätskonstruktionen in den Blick geraten: Wenn Dinge auf manchmal konflikthafte Weise symbolisch aufgeladen werden, können sie als „Erbe“ relevant für Gemeinsamkeitswahrnehmungen und Selbstentwürfe werden.

Narrative, die Bezüge auf Erbe strukturieren, stehen also in Zusammenhang mit bestimmten Materialisierungen, wie etwa mit Artefakten, Gebäuden, Orten, Fotos, Bildern oder Texten. Welche Erkenntnisse über gegenwärtige Bezüge auf Vergangenheiten ergeben sich dann durch den Blick auf solche Dinge? Wie werden Dinge von bestimmten Akteur:innen zum Beispiel als bedeutsam, irrelevant oder anstößig konzipiert, tragen sie Verfestigungen von sozio-kulturellen Bedeutungen mit sich und können vormals übersehene Dinge neue Erbekonstruktionen anregen? Mit dem zunehmenden Interesse an Erbekonstruktionen, die außerhalb autorisierter Diskurse entstehen, erhält diese Perspektive eine neue Wichtigkeit: Nicht nur die relevanten Forschungsobjekte vervielfältigen sich, sondern auch die widersprüchlichen Aneignungen und Deutungen geraten ins Zentrum des Interesses. Der erweiterte Blick auf Objekte fordert zudem dazu auf, auch die leitenden theoretischen Konzepte der Erbe-Forschung zu ergänzen, wie etwa das Verständnis der Zeitlichkeit und Materialität von Erbeobjekten.

Durch den Fokus auf die Forschungsobjekte lädt die 6. Jahrestagung des Graduiertenkollegs „Identität und Erbe“ die Teilnehmenden dazu ein, solche offenen theoretischen Fragen zu diskutieren. Über die Gelegenheit zur Präsentation von Forschungsergebnissen hinaus bietet die Tagung Raum für das Überprüfen etablierter Forschungsansätze, -umfelder und -situationen. Das klassische Format der Tagung wird durch eine Poster-Ausstellung zu den Forschungsobjekten der am Graduiertenkolleg beteiligten Professor:innen und Kollegiat:innen ergänzt, die im Foyer vor dem Architekturforum stattfindet.

24. und 25. November 2022, Architekturforum Technische Universität Berlin, Straße des 17. Juni 152, Berlin

Programmheft

Programm

24.11.2022

09:30

Die diesjährige Jahrestagung des Graduiertenkollegs lenkt den Fokus auf die Objekte, die bei der Erforschung von Erbe- und Identitätskonstruktionen in den Blick geraten: Wenn Dinge auf manchmal konflikthafte Weise symbolisch aufgeladen werden, können sie als „Erbe“ relevant für Gemeinsamkeitswahrnehmungen und Selbstentwürfe werden. Narrative, die Bezüge auf Erbe strukturieren, stehen also in Zusammenhang mit bestimmten Materialisierungen, wie etwa mit Artefakten, Gebäuden, Orten, Fotos, Bildern oder Texten. Welche Erkenntnisse über gegenwärtige Bezüge auf Vergangenheiten ergeben sich dann durch den Blick auf solche Dinge? Wie werden Dinge von bestimmten Akteur:innen zum Beispiel als bedeutsam, irrelevant oder anstößig konzipiert, tragen sie Verfestigungen von sozio-kulturellen Bedeutungen mit sich und können vormals übersehene Dinge neue Erbekonstruktionen anregen? Mit dem zunehmenden Interesse an Erbekonstruktionen, die außerhalb autorisierter Diskurse entstehen, erhält diese Perspektive eine neue Wichtigkeit: Nicht nur die relevanten Forschungsobjekte vervielfältigen sich, sondern auch die widersprüchlichen Aneignungen […]

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24.11.2022

10:00

Zoya Masoud (Berlin): Ein Kollektiv für ein subjektiv(-iert)es Objekt. Das aleppinische Denkmalpflege-Kollektiv während des syrischen Krieges

Innerhalb des syrischen Krieges stand Aleppo über Monate hinweg im Brennpunkt der Kampfhandlungen. Insbesondere die Belagerungen der Stadt durch verschiedene Kriegsparteien wirkte sich maßgeblich auf die lokalen Lebensbedingungen wie auch das materielle Erbe der Stadt aus. Während der Kampfhandlungen durften weder Lebensmittel noch Menschen den Belagerungsring passieren. Nach Aussage eines Interviewpartners waren die Menschen »in einer irdischen Hölle« gefangen, während Bomben und Raketen vom Himmel fielen, Sprengstoff in unterirdischen Tunneln explodierte und Straßen- und Guerillakämpfe die Altstadt prägten. Die lokale Bevölkerung wie auch das materielle Erbe der Stadt waren zu keiner Zeit und nirgendwo sicher. Über Nacht transformierten sich die einst überfüllten Straßen des Altstadt-Basars zu gespenstischen Gassen, während das reichhaltige Kulturgut partiell bzw. gänzlich zerstört oder gestohlen wurde. Zu diesem Zeitpunkt mobilisierte sich eine Gruppe von jungen männlichen Aleppinern, um das aleppinische Kulturerbe zu bewahren. Sie fuhren in die […]

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Zoya Masoud

24.11.2022

10:30

Ayşegül Dinççağ Kahveci (Berlin): Among the Ruins of Imbros — with Barba Nikos

My contribution to the conference is a photo-documentary of the walk with a local Imbriot, Barba Nikos, among the ruins of an abandoned village on the island of Imbros / Gökçeada. The study aims to highlight the contrast between the local’s and the outsider’s perspectives on the landscape and to reflect on the local sense-making of the lived past in relation to the discursive nature of ruins (material culture in presence and absence). The presentation consists of three parts; each exploring a different approach to the local perspective on a/the landscape of ruins. The first part focuses on the path-making and walking of Barba Nikos and reflects on how the habitual experience of space offers a way to evoke re-experiences of the past. Through on-site encounters and sensory and physical engagement with the material culture of the past, the abandoned […]

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Aysegül Dinccag Kahveci

24.11.2022

11:15

Áine Ryan (Berlin): The Irish Handball Alley. Pastime and Past Material Time

The handball alley was a type of ball court where the pastime of handball was played. It also functioned as central social space in rural Ireland for over two hundred years. Today, most handball alleys have fallen into a ruined state, beyond the reach of living memory as the last generation to use them in the 1960s passes away. This research tries to understand the emergence and diffusion of this building type. A historical-chronological classification would date them by their immediate contexts to certain settlement and landscape developments that followed three historical events: the Anglo-Norman invasion in 1169, the Cromwellian conquest of 1649-52, and the formation of the Irish Free State in 1922. However, an alternative approach is pursued in this research. The handball alley is examined as a material feature of the unplanned landscape produced by the unconscious socio-spatial […]

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Aine Ryan

24.11.2022

14:00

Katharina Rotté (Weimar): Substanzlose Objekte und ihre Materialität: Zum Verständnis von mit sich selbst identischen Bauwerken in der frühen Neuzeit

Der Vortrag analysiert zwei Stellen in Francesco Albertinis (?—1521?) Rom-Guide „Opusculum de mirabilibus novae et veteris urbis Romae“, der erstmals 1510 erschien. Der Autor dieses „kleinen Werks über die alten und neuen Sehenwürdigkeiten Roms“ beabsichtigt explizit, die bis dahin weit verbreiteten „Mirabilia“ zu modernisieren, die von fantastischen Erzählungen durchsetzt waren. In diesem Sinne zeichnet sich Albertinis Werk durch seinen typisch neuzeitlichen, materialistischen Zugang zu den Sehenswürdigkeiten Roms aus. Im Fokus stehen zwei Passagen aus dem „Opusculum“, in denen Brücken Roms – der Pons Sublicius und der Ponte Sisto – beschrieben werden. Wie zu zeigen sein wird, beruft sich der Autor hier auf ein formales Prinzip von Objektidentität, das einer unveränderten Substanz entbehren kann. Wie etwa Nagel und Wood in „Anachronic Renaissance“ (2010) gezeigt haben, funktionierte ein solches Identitätsparadigma über viele Jahrhunderte hinweg insbesondere in religiösen Kontexten durch Substitution. Nur scheinbar […]

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Katharina Rotté

24.11.2022

14:30

Henri Hoor (Weimar): Mittelalter gesucht. Eine Synagoge, Mikwe und andere »sprechende Steine« für Berlins neue alte Mitte

Viele Freiflächen und Grundstücke im Stadtkern von Berlin werden aktuell neu geplant und bebaut. Die hierbei vorangehenden archäologischen Grabungen brachten in den letzten Jahren einen großen Bestand an Dingen und baulichen Hinterlassenschaften des mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Berlins an die Öffentlichkeit. Baubefunde vom Schloss, von ehemaligen Kirchen und Klöstern sowie vom mittelalterlichen Rathaus wurden auf dem Areal zwischen Spreeinsel und Fernsehturm aufgedeckt. Im Fokus des Vortrags steht das Gebiet südöstlich des Roten Rathauses, von dem sich die Stadtentwicklung neue Impulse erhofft: Unweit des Molkenmarkts, in den frühen Jahrhunderten Marktplatz und Mittelpunkt von Berlin, heute eine verkehrsreiche Autotrasse, liegt die einstige Hofanlage des Großen Jüdenhofs. Dieses viele Jahrzehnte unter einem Parkplatz begrabene Wohnareal wird stadthistorisch mit einer früh angesiedelten jüdischen Bevölkerung Berlins in Verbindung gebracht. Nach den Vorstellungen der Stadtplanung soll der Große Jüdenhof durch eine Neubebauung, die das alte Parzellengefüge aufgreift, […]

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24.11.2022

15:15

Ortrun Bargholz (Berlin): Erscheinung ohne Substanz. Wie die Planensimulation der Berliner Bauakademie die Konstruktion von Erbe entmaterialisiert

Den Stadtraum am Kupfergraben in Berlin-Mitte prägte ab 2004 eine Planensimulation, die mit einem Fassaden-Rendering der Berliner Bauakademie bedruckt war. Beim Abbau 2019 wurden die Planen in Stücke zerschnitten. Sie hatten ihre Aufgabe erfüllt, denn sie hatten die Basis dafür geschaffen, dass der Bundestag Gelder für die Rekonstruktion der Bauakademie bewilligte. Noch bevor der Realisierungswettbewerb ausgeschrieben wurde, hatte sich die Bevölkerung an die Präsenz der roten Backsteinfassade gewöhnt. Die Plane wurde gezielt als Vor-Bild eines von Teilen der Gesellschaft erhofften Nachbaus der Schinkelschen Bauakademie aufgestellt. In einer Umfrage sprach sich eine Mehrheit für eine »Fassade nach historischem Vorbild« aus, doch was ist mit (historischen) Vor-Bildern überhaupt gemeint? Inwiefern kann die Erscheinung eines Gebäudes für sich stehen? Funktioniert die Erscheinung eines zu rekonstruierenden Gebäudes auch unabhängig von vermeintlich architektonischen Werten, wie ›Materialauthentizität‹ oder ›konstruktiver Ehrlichkeit‹? In dem Tagungsbeitrag wird das Zusammenspiel […]

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Ortrun Bargholz

24.11.2022

16:45

Hans Peter Hahn (Frankfurt am Main): Ambivalenzen des Kulturerbes. Zeitlichkeit und kulturelle Bedeutung materieller Objekte

Die Stabilität des Materiellen und dessen Bedeutsamkeit ist eine implizite und wenig hinterfragte Grundannahme moderner Gesellschaften. Bruno Latours (1992) schon vor dreißig Jahren gestellte Frage »Where are the missing masses?« weist auf diesen Umstand hin und sensibilisiert für diskursiv marginalisierte Bereiche der Moderne. Heute sind wir einen Schritt weiter und müssen feststellen, dass die Dinge nicht nur verborgene Bedeutungen enthalten, sondern viel öfter noch für Irritationen sorgen, außer Kontrolle geraten, und letztlich den Menschen ihren Eigensinn aufzwingen, wie es Martin Holbraad (2012) mit dem Begriff »Savage Objects« unterstreicht. Ein von Latour zu seiner Zeit nicht hinreichend beleuchteter Bereich betrifft die Temporalität des Materiellen: Zeitspannen der Existenz von Dingen. Die Existenz von Dingen kann wenige Minuten umfassen, oder aber auch Jahrzehnte oder gar  Jahrhunderte andauern. Daniel Miller (2001) zufolge ist es diese lange Dauer, die eine spezifische Verdichtung von Bedeutungen zur […]

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Hans Peter Hahn

25.11.2022

09:30

Die diesjährige Jahrestagung des Graduiertenkollegs lenkt den Fokus auf die Objekte, die bei der Erforschung von Erbe- und Identitätskonstruktionen in den Blick geraten: Wenn Dinge auf manchmal konflikthafte Weise symbolisch aufgeladen werden, können sie als „Erbe“ relevant für Gemeinsamkeitswahrnehmungen und Selbstentwürfe werden. Narrative, die Bezüge auf Erbe strukturieren, stehen also in Zusammenhang mit bestimmten Materialisierungen, wie etwa mit Artefakten, Gebäuden, Orten, Fotos, Bildern oder Texten. Welche Erkenntnisse über gegenwärtige Bezüge auf Vergangenheiten ergeben sich dann durch den Blick auf solche Dinge? Wie werden Dinge von bestimmten Akteur:innen zum Beispiel als bedeutsam, irrelevant oder anstößig konzipiert, tragen sie Verfestigungen von sozio-kulturellen Bedeutungen mit sich und können vormals übersehene Dinge neue Erbekonstruktionen anregen? Mit dem zunehmenden Interesse an Erbekonstruktionen, die außerhalb autorisierter Diskurse entstehen, erhält diese Perspektive eine neue Wichtigkeit: Nicht nur die relevanten Forschungsobjekte vervielfältigen sich, sondern auch die widersprüchlichen Aneignungen […]

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25.11.2022

09:45

Jan Engelke (Berlin): Wie die Moderne in den Alltag kam. Die Bedingungen des Eigenheim-Booms in der bundesdeutschen Nachkriegszeit

Das Präfix ›be-‹, mit dem die Dinge im Wort ›Bedingungen‹ in Verbindung stehen, verweist auf die Kräfte, die um die Dinge herum wirksam sind. In der Architekturproduktion bestimmen diese Kräfte als architektonische Bedingungen maßgeblich die Gestalt unserer gebauten Umwelt. Anhand in der Zeitschrift »Schöner Wohnen« publizierter Einfamilienhäuser erforscht dieser Beitrag die Bedingungen der Architekturproduktion der bundesdeutschen Nachkriegszeit und macht die Erfolgsgeschichte des Einfamilienhauses im ›Wirtschaftswunder‹ nachvollziehbar, die bis heute trotz aller Kritik fortgeschrieben wird. Der Eigenheim-Boom der westdeutschen Nachkriegszeit wurde maßgeblich durch die architektonischen Produktionsbedingungen dieser Jahre geprägt: Populäre Zeitschriften – allen voran die »Schöner Wohnen«, die seit 1960 monatlich erschien – propagierten den Traum vom Eigenheim, den sich fortan immer mehr Menschen zu eigen machten. Die Förderung dieses Lebensentwurfs war zugleich vorderstes Ziel der Wohnungsbaupolitik der CDU-geführten Bundesregierungen unter Konrad Adenauer, die das Eigenheim als antikommunistisches und biopolitisches Instrument […]

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Jan Engelke

25.11.2022

10:15

Oliver Trepte (Weimar): Weimars mediale Inszenierung – Die Erfindung der Stadt der Klassik und der Moderne

Im Stadtmarketing Weimars erscheint »die Klassik« gemeinhin als ein tradiertes Narrativ, wogegen »die Moderne« als eine neue Erbekonstruktion der letzten Jahre anmutet. Entgegen dieser bewussten Setzung »alt« versus »neu« handelt es sich tatsächlich jedoch nicht um eine alleinige Verschiebung städtischer Leitbilder im gegenwärtigen Diskurs. Vielmehr stellten beide Narrative bereits seit dem Einsetzen der lokalen Fremdenverkehrsindustrie im 19. Jahrhundert einen festen Bestandteil in der Aushandlung der medialen Selbstinszenierung der Stadt dar. Der Tagungsbeitrag soll zeigen, dass in Weimar schon in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sowohl das Erbe der klassischen Zeit als auch die Vision einer modernen Fremdenverkehrsstadt als diskursprägende Identifikationsobjekte vorhanden waren und einer engen Wechselwirkung unterlagen. Hierfür werden die massenmedialen Materialisierungen von Weimar, wie Postkarten, Stadtpläne, Fotografien und Druckgraphiken, in ihrer historischen Genese in den Blick genommen. Die zugrundeliegende Frage lautet dabei, welche Motive, Zeitschichten und Leitbilder sich […]

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Oliver Trepte

25.11.2022

11:45

Menschen im Museum. Dokumentarfilm und Diskussion mit Larissa Förster, Wolfram Höhne und Michael Markert

Musealisierung ist Stillstellung, zumindest wenn sie in traditionellem Sinne verstanden wird. Bestimmte Dinge werden ihrem Alltagsdasein entzogen und zu etwas Besonderem erklärt. Dessen Rolle ist es fortan, angeschaut, verstanden und oft auch verehrt zu werden. In naturkundlichen Museen bekommt das Moment des Stillstellens eine besondere Bedeutung. Lebewesen werden präpariert, damit ihre äußere Hülle noch den Anschein des Lebens bewahrt. Mit den Anordnungen der Überreste vermitteln sie bestimmte Konzepte der biologischen Wissenschaften. Dabei erhält der Mensch als klassifizierendes Wesen einen Platz innerhalb der biologischen Klassifikation und wird selbst (materiell) zum Ausstellungsgegenstand. Die Dingwelt des Naturkundemuseums prägt sowohl die Menschen, die in dieser Institution arbeiten wie auch die Besucher:innen der Ausstellungen. Es ist ein Ort, an dem sich unsere Beziehung zur Natur auf eine eindrückliche Weise manifestiert. Der Film beobachtet die museologische Arbeit im Phyletischen Museum Jena: Das Ordnen und Konservieren der […]

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25.11.2022

14:00

Marcell Hajdu (Weimar): Attempts at Freezing the Danube: To Arrest the Flow of Differences

The view of the Danube marks Budapest on the global map of cities. The river separates and at the same time holds together Buda and Pest. It is the core of the city. It, nevertheless, is not really a part of it. With the Parliament and the Royal Palace on its two shores the Danube serves as the symbolic centre of the entire Hungarian nation. Buda and Pest, facing each other above the river in between, anchor the imagined community in physical form. The riverbanks hold historical traces of the city’s and the nation’s development. The city, the national community and their history all appear as stable, bounded objects. In reality, however, they are criss-crossed by lines of exclusion which are constantly challenged and re-negotiated. In my contribution, I render the Danube’s constant flow as the representation of political identities’ […]

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Marcell Hajdu

25.11.2022

14:30

Elisaveta Dvorakk (Berlin/Marburg): Photographic (De-)Constructions of Nations and Nationalisms. Annemarie Schwarzenbach’s Image Reports 1937/38 as a Material Photo-Historical Challenge

The paper examines the photographic strategies of Annemarie Schwarzenbach (1908-1942) in the context of her trip as a photojournalist to Sweden in June 1937. The analysis is based on a photo-historical reconstruction of selected image reports’ drafts on the ore extraction and cooperative movement in Sweden. The focus is on the relationship between Schwarzenbach’s photographs intended to be published in the Swiss illustrated press, her activism in the anti- fascist movement, and political discourses on journalistic travel photography in the context of National Socialism. The photographs by the mountaineer Lorenz Saladin (1896-1936) served Schwarzenbach in part as a model and are included in the discussion of her image strategies. The motivic, compositional, and formal-aesthetic elements of the photographs from Sweden are compared with contemporary photographic reports from the Nordic countries and the dominant colonizing visual rhetoric of the illustrated press […]

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Elisaveta Dvorakk

25.11.2022

15:15

Darja Jesse (Berlin): Dinge, die gefallen. Der Wert der Kunst aus dem Nationalsozialismus

Kunst und Kultur spielten bei den Entnazifizierungsmaßnahmen der USA nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs eine zentrale Rolle. Neben der aktiven Förderung der Künste, die zu einer demokratischen und friedvollen Gesellschaft beitragen sollten, lässt sich auch das Konzept der Exklusion unerwünschter kultureller Phänomene beobachten: Die in den ersten Nachkriegsjahren entstandene German War Art Collection war ein Mittel der Unsichtbarmachung kriegsverherrlichender Bilderwelten einer gestürzten Diktatur. Zugleich maß das US-Kriegsministerium dieser umfassenden Sammlung einen hohen historischen und künstlerischen Wert bei. Erst wenige Jahre zuvor hatten die USA ein eigenes Kriegskunstprogramm initiiert und US-amerikanische Maler an die unterschiedlichsten Kriegsschauplätze entsandt. Europa blieb dabei unterrepräsentiert. Wie die von mir erstmals ausgewerteten Archivquellen offenbaren, sollte die German War Art Collection diese Lücke schließen und in die neu entstandene Army Art Collection integriert werden. In den unterschiedlichen Perspektiven auf die Sammlung nach 1945 kommen deren Abwertung […]

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Darja Jesse

25.11.2022

16:45

Chao Tayiana Maina (Nairobi): Pretexts of Repair. Digitisation and the role of metadata in engaging with colonial collections

For decades, African stakeholders have campaigned for the return of material cultural heritage held outside the continent, drawing attention to the untold physical and epistemic violence of colonialism. In themselves, these objects represent the vast and complex indigenous knowledge systems disrupted by the colonial encounter and in their removal, a critical lack of access to immense repositories of historical knowledge. On the surface, the lack of access appears to have found amelioration through the wide uptake of digitisation initiatives. Large quantities of cultural collections previously inaccessible to audiences now accessible at the click of a button. Yet on a deeper level, questions of inaccurate information, biased descriptions and knowledge hierarchies continue to have a significant impact on how these digital collections are used and perceived. This talk looks critically at the place of metadata within the context of the digitisation […]

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Chao Tayiana Maina